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Pussy Riot: Erst lange inhaftiert, nun soll schnell abgeurteilt werden (Foto: pussy-riot.livejournal.com):
Pussy Riot: Erst lange inhaftiert, nun soll schnell abgeurteilt werden (Foto: pussy-riot.livejournal.com):
Mittwoch, 04.07.2012

Gericht zwingt Pussy Riot zum Schnelllesen: Hungerstreik

Moskau. Ein Gericht hat die inhaftierten Frauen der Band Pussy Riot verpflichtet, die auf über 1.000 Seiten vorgebrachten Beschuldigungen gegen sie in drei Tagen zu studieren. Sie reagierten mit einen Hungerstreik.

Nadeschda Tolokonnikowa und Jekaterina Samzujewitsch wurde von dem Gericht auferlegt, bis zum 9. Juli mit ihren Anwälten die Ermittlungsakten in ihrem Fall durchzulesen.

Das Problem dabei ist, dass es sich dabei um an die 1.500 Seiten Material handelt – und den Frauen an den verbleibenden drei Arbeitstagen dafür nur je vier Stunden zur Verfügung gestellt werden.

Verteidiger fordern 50 Tage mehr Zeit


Die Anwälte der wegen ihres gegen Putin gerichteten „Punk-Gebets“ in der Christi-Erlöserkathedrale inhaftierten Trios – in Sachen der dritten Inhaftierten ist eine ähnliche Entscheidung noch zu erwarten – hatten für das Studium der Unterlagen Zeit bis zum 1. September gefordert.

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• Pussy Riot-Skandal: Kirchensprecher hat Erleuchtung (25.06.2012)
• Kirche für höhere Strafen bei antireligiösen Aktionen (22.06.2012)
• Punk-Band Pussy Riot muss weiter in U-Haft sitzen (21.06.2012)
• Verschwiegene Ermittler-Expertise entlastet Pussy Riot (26.04.2012)
Das Gericht folgte in der Verhandlung jedoch dem Argument der Staatsanwaltschaft, die Beschuldigten würden das Aktenstudium bewusst verzögern, um einen Prozess aufzuschieben.

Die Verteidiger erklärten daraufhin, sie würden durch die plötzliche Eile um die Möglichkeit gebracht, ihren Mandantinnen kompetent beizustehen. Die beiden jungen Frauen traten deshalb aus Protest in den Hungerstreik.

Unterstützer: Der Staat will es schnell hinter sich bringen


Im Umfeld von Pussy Riot erklärt man sich die plötzliche Eile der Behörden mit der Angst, die öffentliche Aufmerksamkeit für den Fall werde nur noch wachsen, je länger er nicht vor Gericht verhandelt wird. Drei der fünf Mitglieder der Frauen-Band sind seit Anfang März wegen des von vielen Kirchenvertretern und Gläubigen als gotteslästerlich empfundenen Auftritts in Haft.

Solidaritäts-Demo: Drei Mann im Käfig


Vor dem Gerichtsgebäude kam es heute erneut zu nicht genehmigten Protesten von Unterstützern der Inhaftierten. Drei Männer schlossen sich dabei in einem winzigen Käfig ein, der an einen Laternenpfosten gekettet war – und boten an, sich gegen die drei Musikerinnen „austauschen“ zu lassen.

Schließlich knackte die Polizei mit Bolzenschneidern das Mini-Gefängnis und führte die Insassen ab. Auch einige weitere besonders aktive Demonstranten wurden festgenommen.



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Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓

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jich 05.07.2012 - 08:41

Royaler von zu Guttenberg,

Wo haben Sie denn dieses Erzeugnis kopiert?

SStroll, hatten wir denn das Thema nicht schon besprochen gehabt? Sorgen Sie sich um Greencard samt kanadischen Pass der einen (Chicken in)Pissy Riots? Greifen Sie ruhig weiterhin die orthodoxe Kirche an, ihre jüdischen Freunde werden es gut vestehen - die ´anti-Putin´-Aktion fand ja schließlich in einer Kirche statt und in keiner Synagoge...


Royaler 05.07.2012 - 07:36

Zeitdiebe

Einer solchen Staatsmachinerie, die alle repressiven kirchlichen Mechanismen einerseits und die Brutalos im Lande andererseits gezielt ihr Unheil verbreiten lässt,
wird vom Volk dann auch in einem kurzen Prozess geschlagen werden
...
da wird dann auch keine Zeit mehr sein, überhaupt nur zu kapieren, wieso plötzlich alles so schnell ging.

Wer keine Zeit zum Aktenstudium gibt, also Gerichte als Zeitdiebe auftreten lässt, kriegt auch keine Zeit gewährt, wenn es um die Wurst geht.

Es soll Ludwig 16. und den Herrschaften in den arabischen Staaten ja wohl so ergangen sein, nachdem man sich wie jetzt noch Syriens Boss lange zu sicher im Angriff gegen das eigene Volk fühlte.


Stoll 05.07.2012 - 07:11

Russlands Kirchenfürsten kennen keine Gnade

Russlands Trauerspiel um ein paar wehrlose Frauen geht immer weiter. Die russischen Kirchenfürsten, die gerne unsichtbare, teure Uhren tragen, wollen keine Gnade üben. Noch vor ein paar Jahren hat die russische Kirche vor den ehemaligen Geheimdienstlern gekuscht und wurde von diesen wie Dreck behandelt. Nun gehen beide Arm in Arm und verfolgen anders denkende Menschen mit der selben Unbarmherzigkeit, mit der einst die Kirche verfolgt und unterdrückt wurde. Im Westen hat das Verfahren um diese Künstlerinnen wirklich sehr viel Wirbel erzeugt. Russland immer noch und immer mehr auf der Suche nach Investoren, wird wohl bei der herrschenden Menschenrechtslage und Gesetzlosigkeit, wenig Erfolg haben. Denn selbst nach russischen Gesetzen hätten diese Frauen längst auf freien Fuß gesetzt werden müssen. An Gesetze scheint man sich in Putins Diktatur nur bedingt zu halten. Doch gerade das ist ein Wesensmerkmal von Diktaturen. In solchen Zuständen wollen immer weniger Russen leben und deshalb verließen in den letzten Jahren Millionen Russen ihre Heimat. Es werde in Zukunft ehr mehr als weniger Russen sein, die sich durch eine Ausreise aus ihrer Heimat den herrschenden Zuständen entziehen.


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