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Mufti Waliulla Jakupow (foto: kp/rufo)
Mufti Waliulla Jakupow (foto: kp/rufo)
Montag, 15.08.2005

Islam in Russland: Die Probleme sind importiert

Kasan. Warum leben Muslime und Christen an der Wolga nahezu konfliktfrei? Karsten Packeiser sprach mit dem stellvertretenden Mufti von Tatarstan, Waliulla Jakupow, über Fanatiker, Russen und die Rolle der Frau.

www.aktuell.RU: Waliulla-Hasrat, die tatarische Hauptstadt feiert im Sommer ihren 1000. Geburtstag. Ist das ein ganz und gar weltliches Fest oder feiern Sie mit?

Jakupow Die Muslime hier waren sehr glücklich über die Entscheidung des russischen Präsidenten, in diesem Jahr das 1000. Jubiläum unserer Stadt zu feiern. Denn Kasan ist eine ganz besondere Stadt für die Tataren. Kasan wurde von Muslimen gegründet, hier gab es immer Moscheen, in denen der Allmächtige angebetet wurde, hier lebten zu jeder Zeit muslimische Gelehrte. Deshalb ist das Jubiläum zuallererst unser Fest.

Es ist kein Tropfen Blut geflossen

www.aktuell.RU: Heute bilden Christen und Muslime in Kasan je eine Hälfte der Bevölkerung – und leben dem ersten Eindruck nach erstaunlich friedlich zusammen. Oder trügt der Schein?

Jakupow: Wir haben hier immerhin schon 450 Jahre mit der muslimisch-christlichen Koexistenz. Meist war das ein friedliches Nebeneinander. Während es in den letzten 15 Jahren anderswo an der Grenze zwischen christlicher und islamischer Kultur Blutvergießen gab, haben bei uns religiös motivierte Auseinandersetzungen kein einziges Menschenleben gefordert. Es ist kein Tropfen Blut geflossen.

www.aktuell.RU: Wie ist das gelungen?

Jakupow: Die Tataren sind seit Jahrhunderten Anhänger der hanafitischen Rechtsschule innerhalb des Islam. Das ist die liberalste und toleranteste Ausrichtung des Islam. Ganz anders etwa war es in Spanien. Für den dortigen Islam war kennzeichnend, dass er andere Religionen nicht tolerierte und die spanischen Muslime immer wieder zum Krieg gegen die Christen bewegte. Im Krieg gewinnt man aber nicht immer, und deswegen gibt es heute keine Muslime mehr in Spanien. Wir waren im Unterschied zu ihnen immer tolerant gegenüber dem Christentum.

Bildung für Frauen selbstverständlich

www.aktuell.RU: Gibt es weitere Besonderheiten des tatarischen Islam?

Jakupow: Am deutlichsten ist das in der Rolle der Frauen zu spüren. In Tatarstan existiert eine Art „weibliche Geistlichkeit“, die es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Frauen dürfen zwar nicht in der Moschee predigen, aber sie organisieren selbst das weibliche religiöse Leben. Bei den Tataren waren Frauen immer genau so gebildet wie die Männer. In Afghanistan oder Saudi-Arabien wäre das undenkbar. Da glaubt man aus irgendeinem Grund, dass eine Frau Analphabetin sein sollte. Außerdem werden alle religiösen Ämter bei uns durch Wahlen vergeben. Die Gemeinde spielt eine entscheidende Rolle in allen Angelegenheiten der Moschee.

www.aktuell.RU: ...alles Dinge, die nicht überall in der islamischen Welt selbstverständlich sind.

Jakupow: Heute gibt es leider auf der Welt Nachfahren der in Spanien verbreiteten Rechtsschule – die Wahhabiten. In Saudi-Arabien gibt es keine einzige Kirche. Die Bibel gilt dort als verbotene Literatur. Ein solcher Islam hätte hier keine Chance gehabt. Wären die Tataren Wahhabiten gewesen, hätte sie ein Völkermord oder die Verbannung nach Mittelasien erwartet. So aber fühlen wir uns durchaus wohl in Russland.

Wir halten uns für ein zivilisiertes Volk

www.aktuell.RU: Gibt es denn heute unter den Muslimen in Tatarstan gar keine anti-russischen Stimmungen?

Kirchen und Moscheen bestimmen gemeinsam das Stadtbild von Kasan (foto: kp/rufo)
Kirchen und Moscheen bestimmen gemeinsam das Stadtbild von Kasan (foto: kp/rufo)
Jakupow: Die Tataren haben den Islam angenommen, bevor die Russen Christen wurden. Im Laufe der Geschichte hatte das tatarische Volk drei eigene Staatswesen – das Reich der Wolga-Bulgaren, die Goldene Horde und dann das Khanat von Kasan. Wir halten uns heute für ein zivilisiertes Volk und sind der Ansicht, dass wir ein Anrecht auf eine eigene Staatlichkeit hätten.

Wir sind nicht weniger wert, als Deutsche oder Russen. Aber das bedeutet nicht, dass wir wie die Tschetschenen um jeden Preis für die Unabhängigkeit kämpfen sollten. Wir gehen hier einen europäischen Weg und verhandeln. Natürlich würden wir uns wünschen, dass die Russische Föderation sich nach dem Vorbild der EU entwickelt. Die zentristischen Tendenzen, die seit dem Amtsantritt von Präsident Putin spürbar sind, werden nicht ewig andauern.

Allen Religionen ging es gleich schlecht

www.aktuell.RU: Anfang der 90er Jahren waren in Tatarstan überall Forderungen nach völliger Unabhängigkeit zu hören. Hatten Sie auch damals nie Angst, die zwischennationalen und –konfessionellen Beziehungen könnten außer Kontrolle geraten?

Jakupow: Zu Sowjetzeiten wurde das tatarische Volk diskriminiert. Einige Völker hatten den Status einer Unionrepublik und wurden zu unabhängigen Staaten. Uns dagegen wurde nur eine Autonomie innerhalb Russlands gewährt. Deshalb haben wir viele jener kulturellen Errungenschaften verloren, die es schon vor der Oktoberrevolution gab. Die Zeit Anfang der 90er Jahre war eine Prüfung für die Toleranz in Tatarstan. Wir haben sie bestanden und gleichzeitig unsere Rechte behauptet. Zu Sowjetzeiten gab es nur eine einzige tatarische Schule in Kasan. Heute können alle Eltern frei entscheiden.

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• Moschee, Sportkomplex und TV nebeneinander (02.06.2005)
• Höchste Moschee Europas eingeweiht (27.06.2005)
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• Russland tritt Islamischer Konferenz bei (04.07.2005)
• Krise in Dagestan – Magomedow vor dem Ende? (09.06.2005)
Weiter zu gehen, wäre nicht sinnvoll gewesen. Es gibt sieben Millionen Tataren, aber nur zwei Millionen leben in Tatarstan, die anderen in Russland. Wir hätten uns von unseren Verwandten abgespalten und das wäre nicht klug gewesen.

www.aktuell.RU: Leben Orthodoxe und Muslime denn in Tatarstan heute miteinander oder eher nebeneinander?

Jakupow: Früher behandelte der Staatsapparat alle Religionen gleich schlecht und setzte Muslime wie Christen unter Druck. Alle religiösen Menschen suchten sich Verbündete. Muslime und Orthodoxe waren sich in der Ablehnung des Sowjetsystems einig, die Geistlichen der Konfessionen waren oft befreundet. Heute ist das Verhältnis eher noch enger geworden, obwohl es zwischen uns auf theologischem Gebiet niemals Einigkeit geben kann.

Unser Prophet ist für Christen ein Teufel

www.aktuell.RU: Hat die Verwaltung der Muslime Tatarstans Probleme mit gemischt-religiösen Ehen, etwa, wenn es um die Erziehung der Kinder geht?

Jakupow: Solche Ehen sind zwischen gläubigen Orthodoxen und Muslimen eigentlich gar nicht möglich. Gemischtkonfessionelle Ehen gibt es vor allem unter wenig religiösen Menschen. Wir sehen da keine Probleme. Natürlich verlieren wir einige Menschen für den Islam, aber einige gewinnen wir auch. Aber ich glaube, mit einem wachsenden nationalen Selbstbewusstsein wird es in Zukunft weniger solcher Ehen geben.

www.aktuell.RU: Mit anderen Worten, richtig erwünscht sind sie also doch nicht?

Jakupow: Ich sage es nochmal: Ich glaube nicht, das zwischen wirklich religiösen Menschen solche Ehen möglich sind. Ein Orthodoxer glaubt, dass wir einer Irrlehre anhängen, dass unser Prophet ein Teufel ist. Wie kann er dann eine gläubige Muslimin heiraten?

Sorgen um das geistliche Wohl der Jugend

www.aktuell.RU: Was tun Sie gegen die Ausbreitung radikaler Lehren unter ihren Gläubigen und wie groß ist die Gefahr Ihrer Ansicht nach?

Jakupow: Natürlich machen wir uns Sorgen über die geistliche Gesundheit unserer Gläubigen. Wir wollen nicht, dass unsere Jugend mit solchen religiösen Fälschungen vergiftet wird. Im Rahmen unserer Möglichkeiten versuchen wir, dagegen vorzugehen. Unser wichtigstes Instrument ist das Wort, wir predigen unsere Vorstellung, wo immer das möglich ist. Die Sektierer wollen die Leute dazu zwingen, Muslime zu werden. Aber das ist dumm und widerspricht dem Sinn des Koran. Wenn der Allmächtige das gewollt hätte, wäre es so gekommen.

Für uns ist es ein Problem, das ein Teil unserer Jugend Anfang der 90er Jahre im Orient, etwa in Saudi-Arabien, ausgebildet wurde. Dort wird der Islam ganz anders gelehrt als bei uns. Solche Leute können hier nicht als Prediger arbeiten, denn sie provozieren Konflikte. Für uns ist die ausländische Präsenz hier ein großes Problem. Wir sind da in einer benachteiligten Situation, denn unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt.

www.aktuell.RU: Bauen die Radikalen ihre eigenen Strukturen in Tatarstan auf oder versuchen sie eher, den traditionellen Islam zu unterwandern?

Jakupow: Sowohl als auch. Im Moment arbeiten sie intensiv daran, ihre Leute in die traditionelle Geistlichkeit einzuschleusen. Sie versuchen, unsere Imame für sich zu gewinnen, geben ihnen Geld und laden sie zur Weiterbildung nach Saudi-Arabien ein. Und hinterher versuchen sie, über solche Geistlichen ihre extremistischen Ideen zu verbreiten. Die finden leider auch in unserer Republik Anhänger. Vor einigen Jahren wurde eine Gaspipeline in Tatarstan gesprengt und in Nabereschnyje Tschelny wurde die Zeitung „Muwachit“ herausgegeben, die zu Intoleranz aufrief. Diese Probleme sind importiert, denn bei uns könnten solche totalitären Sekten von selbst nicht entstehen.

Überzeugungsarbeit mit radikalen Predigern

www.aktuell.RU: Ist es vorgekommen, dass Sie allzu extreme Imame ihrer Posten entheben mussten?

Jakupow: Wir ziehen es vor, sie zu überzeugen, ihnen Grenzen zu setzen, damit ihre Tätigkeit unseren Traditionen entspricht. Aber ich würde nicht gerne in die Einzelheiten gehen. Wenn es vorkam, dass wir uns von jemandem trennen mussten – wozu diesem Mann dann Reklame machen?

www.aktuell.RU: Was könnte Europa bei der Lösung zwischenkonfessioneller Probleme von Tatarstan lernen?

Jakupow: Unsere Erfahrungen können durchaus in anderen Ländern und vor allem in Europa helfen. Auch, wenn es überall Besonderheiten gibt. In Deutschland beispielsweise besteht die islamische Gemeinde aus Vertretern vieler Nationen, bei uns nur aus einer. Aber Dinge, wie unsere moderne Interpretation der Scharia, könnten auch anderswo zur Anwendung kommen.

Derzeit überwiegt in Europa aber die Angst gegenüber dem Islam. Das französische Kopftuch-Gesetz etwa kann man nicht anders erklären. In Europa denken die sekuläre Kräfte: Das Christentum konnten wir schon besiegen und mit dem Islam machen wir das selbe. Das wird aber kaum funktionieren. Denn der Islam ist eine viel leidenschaftlichere Religion als das Christentum.
(kp/.rufo)


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