Im vergangenen Herbst empfing Putin US-Präsident Bush in Moskau mit Kaviar. Der revanchierte sich nun mit Hummer auf seiner Privatranch (Foto: newsru.com)
Montag, 02.07.2007
Bush empfängt „Freund Wladimir“ in Sommerresidenz
Kennebunkport/Moskau. Zuletzt gab es deutliche Spannungen in den russisch-amerikanischen Beziehungen. Nun soll ein warmer Empfang für Russlands Präsident Putin auf Bushs Privatranch die politische Eiszeit beenden.
In privater Atmosphäre wollen die beiden Staatschefs das angespannte Verhältnis auflockern. Nachdem Wladimir Putin in jüngster Vergangenheit mehrfach die „imperiale Politik“ der USA kritisierte, während George Bush seinen „ Freund Wladimir“ immer häufiger öffentlich auf die gefährdete Demokratie in Russland hinwies, geht es nun darum, sich wieder näher zu kommen.
Ein Motorbootausflug, Angeln und gutes Essen sind da das richtige Rahmenprogramm. Schon bei einem ersten Gespräch nach der Ankunft Putins am Sonntagabend (Ortszeit, in Moskau bereits Montagmorgen) wurden die heiklen Gesprächsthemen mit Hummer garniert. Offensichtlich lässt sich mit gutem Essen deutlich besser verhandeln. Russlands Außenminister Sergej Lawrow nannte die Gespräche anschließend „konkret und mit Humor geführt“.
Die anstehenden Wahlen sowohl in Amerika als auch in Russland waren das Thema des ersten Abends. Es sei über die Nachfolge der scheidenden Präsidenten gesprochen worden und über die Demokratie im Allgemeinen, teilte Lawrow mit. Dabei verständigten sich die Präsidenten darauf, dass der Wahlkampf nicht zu gegenseitiger Polemik führen dürfe.
Feste Ergebnisse werden von diesem Besuch nicht erwartet. Russische und amerikanische Diplomaten dämpften bereits vor der Visite des Kremlchefs auf Bushs Privatranch die Erwartungen an das Treffen. Es geht vor allem darum, nach den gegenseitigen Anschuldigungen der letzten Wochen und Monate wieder eine Basis für gemeinsame Gespräche zu schaffen.
Kosovo, Iran, Afghanistan und Nahost auf dem Gesprächsplan
Dennoch teilte Lawrow mit, dass es bereits am ersten Abend eine Reihe von Vereinbarungen gegeben habe. „Wann und wie diese veröffentlicht werden, müssen aber die Präsidenten entscheiden“, verweigerte der russische Außenminister konkrete Angaben dazu, was entschieden worden sei.
Voraussichtlich werden Bush und Putin sich beim Angeln wohl vor allem über die Streitfrage der amerikanischen Raketenabwehr in Europa unterhalten, zudem steht das strittige Thema der Unabhängigkeit Kosovos auf dem Plan. Möglicherweise erklärt sich der Chef des Weißen Hauses in diesem Punkt zu Zugeständnissen bereit, um Putins Unterstützung für eine Verschärfung der Sanktionen gegen den Iran zu erhalten. Wie bei allen Gipfeltreffen steht auch beim „Hummer-Summit“ die Lage im Nahen Osten und in Afghanistan auf der Tagesordnung.
Wichtige Woche für Putin
Es ist eine wichtige Woche für Putin. Bei den Gesprächen mit US-Präsident Bush geht es für Russland wohl vor allem darum, das Angebot der gemeinsamen Nutzung eines Raketenabwehrschildes noch einmal zu unterbreiten und Washington zu einer konkreten Stellungnahme zu bewegen.
Nach seiner US-Visite wird Putin nach Guatemala weiterreisen. Dort fällt in der Nacht vom 4 auf den 5. Juli die Entscheidung über den Ausrichter der Olympischen Winterspiele 2014. Putin will in Lateinamerika noch einmal für den Standort Sotschi werben, der mit dem österreichischen Salzburg und dem südkoreanischen Pyeongchang misst. Sowohl bei den Verhandlungen mit George Bush als auch bei der Olympiabewerbung erwarten die Russen einen Erfolg von Putin.
(ab/.rufo/Moskau)
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