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Der Kreml ist mächtig wie seit langem nicht, meint das US-Forschungsinstitut Stratford (Foto: Ballin)
Der Kreml ist mächtig wie seit langem nicht, meint das US-Forschungsinstitut Stratford (Foto: Ballin)
Freitag, 11.01.2008

US-Bericht: Russland ist stark und muss Stärke zeigen

Moskau. Russland ist laut einer Studie des US-Forschungszentrum Stratford so stark wie seit Ende des Kalten Kriegs nicht mehr. Ein Konflikt mit dem Westen könnte daher vorteilhaft für Moskau sein, meinen die Experten.

Russland habe seine größten Probleme bewältigt, stellt der Stratford-Bericht heraus. „Der schier unaufhaltsame Verfall der Armee konnte gestoppt werden, neue Waffensysteme wurden eingeführt, das Land ist voll von Öldollars und die Außenschulden sind getilgt“, heißt es.

Probleme überwunden, neue Gefahren drohen


Zudem seien die tschetschenischen Separatisten weitgehend niedergeschlagen und die politische Opposition in Russland an den Rand gedrängt worden. Da die politische Führung gleichzeitig hohe Popularität innerhalb der Bevölkerung genießt, ist der Einfluss des Kremls sowohl innen- als auch außenpolitisch in den letzten Jahren enorm gewachsen, stellen die Analytiker fest.

Allerdings warnten sie auch vor neuen Gefahren. Insbesondere den wirtschaftlichen und militärischen Aufstieg Chinas sehen die Amerikaner als Bedrohung für Russland „In den chinesischen Pipelines nach Kasachstan und Turkmenien, die 2008 fertig gestellt werden sollen, steckt die Gefahr einer Umlenkung der Energieströme" zum Nachteil Russlands, heißt es in dem Bericht.

Jahr des Handelns für Russland – Konfrontation als Machtbeweis?


Da auf der anderen Seite die NATO immer dichter an die russischen Grenzen heranrücke, sei 2008 ein „Jahr des Handelns für Russland“, um nicht in die Gefahr eines Zwei-Fronten-Konflikts zu geraten. Russland müsse jetzt – auch angesichts der relativen Schwäche des Westens (USA gebunden im Irak) – eigene Stärke zeigen, erklärt das Stratford-Institut.

Die Konfrontation müsse dabei keineswegs militärischer Natur sein, betonen die Verfasser. Es gehe vielmehr darum, dass Russland den Westen in wichtigen Positionen zum Einlenken oder zum Rückzug zwinge.

Konfliktpunkte auf dem Balkan und im Kaukasus


Als mögliche Ansatzpunkte schlägt das Stratford-Institut den Kosovo-Konflikt vor, in dem Russland die Unabhängigkeit der Provinz in keinem Fall zulassen dürfe. Ansonsten werde ersichtlich, dass selbst im zerstrittenen Europa die Meinung Moskaus einfach ignoriert werden könne.

Bei Russland-Aktuell
• Polen und Russland sprechen über US-Raketenschild (10.01.2008)
• Lawrow: Russland setzt auf konstruktive Zusammenarbeit (04.01.2008)
• Putin übt vor G-8 die neue Unnachgiebigkeit (04.06.2007)
• Die Sollbruchlinie für Europa: Tallinn-Kiew-Tiflis (30.04.2007)
• Neuer Rüstungswettlauf USA –Russland droht (15.02.2007)
„Wahrscheinlich werden die Verhandlungen mit der EU über eine Änderung der endgültigen Entscheidung zum Kosovo-Problem erfolgreich sein, und zwar einfach aus dem Grund, weil Kosovo für die westliche Welt nicht einmal entfernt eine Eskalation des Konflikts mit Russland wert wäre“, heißt es in dem Bericht.

Andere Möglichkeiten der Machtdemonstration gegenüber dem Westen sei die Einverleibung der abtrünnigen georgischen Teilrepubliken Abchasien und Südossetien oder ein enges Militärbündnis mit Weißrussland, um russische Soldaten wieder weiter westlich in Europa zu stationieren.

US-Institut glaubt an wirtschaftliche Erpressung


Auf wirtschaftspolitischer Ebene wird über eine Konsolidierung der russischen Öl- und Gasreserven unter Führung der Staatskonzerne Gasprom und Rosneft spekuliert. Dem könnte z.B. auch der britisch-russische private Ölkonzern TNK-BP zum Opfer fallen, der von einem der beiden Giganten geschluckt werde, mutmaßt das Stratford-Institut

Der Kreml hat zwar in der jüngsten Vergangenheit tatsächlich große Anstrengungen unternommen, um die Energieressourcen des Landes in seinen eigenen Händen zu konzentrieren. Gleichzeitig legt Russland aber Wert auf die Feststellung, dass das Land stets ein zuverlässiger Energielieferant gewesen sei und dies auch in Zukunft bleiben werde.

Wollen die Amerikaner provozieren?


In Moskau stießen daher die Prognosen des US-Instituts über ein starkes, aber auch aggressives Russland auf Skepsis. Generalleutnant Gennadi Jestafjew vom Think Tank PIR-Center kritisierte die Thesen als Provokation, um Russland in einen Konflikt mit dem Westen zu führen.

„Wir brauchen jetzt eine schnelle Modernisierung unserer Infrastruktur, und ausgerechnet in dem kritischen Augenblick des Präsidentenwechsels drängt man uns in Richtung äußerer Expansion, die dazu führen kann, dass der ganze Westen eine globale Front gegen Russland bildet“, sagte der frühere Geheimdienstoffizier, der wie Präsident Putin aus Petersburg stammt.

(ab/.rufo/Moskau)


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