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"Rettet den Baikal", so die Losung auf dem Plakat (Foto: Essipov/rufo)
Dienstag, 26.08.2003

Baikalsk: Natur-Tourismus oder Industriegestank

Von Vladimir Essipov, Irkutsk - Moskau. Es stinkt, aber Juri Schmajew scheint von dem üblen Geruch nichts zu merken. In seinem dunklen Anzug steht der stellvertretende Geschäftsführer des Baikalsker Zellulosekombinats über den Becken mit der braunen Masse. Schmajew hat heute ein blaues Hemd an und eine dunkelblaue Krawatte. Zwei Meter unter ihm gluckern Fäkalien des 16-Tausend-Einwohner-Städtchens, vermischt mit dem Abwasser des Kombinats. „Natürlich verstehen wir, dass die Zelluloseproduktion nicht das Beste ist, was man für den Baikal machen kann“, sagt Schmajew schuldbewusst.

Emissionen aus seinem Werk machen heute mehr als die Hälfte der Verschmutzung des Baikals aus. In spätestens vier Jahren soll sich das aber ändern - bis zum Jahr 2007 soll im Kombinat ein geschlossener Wasserkreislauf entstehen, dann werden keine giftigen Abwässer mehr in den größten See der Welt abgeleitet. Diese Modernisierung kostet 33 Millionen Dollar. Zwei Drittel der Summe kommen aus einem Kredit der Weltbank, mit weiteren 11 Millionen beteiligt sich das Werk selbst.
Das Zellulose-Kombinat von Baikalsk (Foto: Essipov/rufo)
Das Zellulose-Kombinat von Baikalsk (Foto: Essipov/rufo)
Für die Modernisierung ist nun Juri Schmajew zuständig. Er ist ein Fachmann für Abwässer und bezeichnet sich als „Ökologen“. Nach dem Studium im südrussischen Rostow am Don zog er Anfang der 80er nach Baikalsk - fasziniert von dem sauberen See, der unberührten Natur und der damals besten Wasserkläranlage des Landes. In diesen 20 Jahren ist Schmajew vom Ingenieur zum stellvertretenden Geschäftsführer des Kombinats aufgestiegen.

Baikalsk ist eine Stadt mit 16 000 Einwohner am südlichen Ufer des Baikal-See, drei Autostunden von Irkutsk, sechs Flugstunden von Moskau. Das Zellulosekombinat, 1966 eröffnet, ist der einzige Arbeitgeber vor Ort. Zur Sowjetzeiten produzierte man hier eine besonders feste Zellulose - für Luft- und Raumfahrt. Und wie immer, wenn es in der Sowjetunion um die Interessen des „Militärindustriellen Komplexes“ ging, war Umwelt kein Thema. Durch zwei dafür gelegte Rohre pumpte das Kombinat chlorverseuchte Abwässer in den Baikal. Die Zeiten ändern sich. Das Kombinat ist heute zu 51 Prozent in privater Hand, die Zellulose geht nicht mehr in den Raketenbau, sondern nach China. Das Geld für die Modernisierung kommt aus dem Ausland - für Journalisten stehen die Türen offen.

Und so hat auch Juri Schmajew keine Geheimnisse mehr. Er zeigt fußballfeldgroße Becken mit Abwasser, führt seine Gäste an zwei Kunstteiche, aus denen das gesäuberte Wasser in den Baikal-See gepumpt wird. Etwa 100.000 Kubikmeter Wasser werden tagtäglich aus der Kläranlage des Kombinats in den See abgeleitet, verschmutzt mit chlororganischen Verbindungen, die beim Bleichen der Zellulose entstehen.

Der Baikal ist ein Naturparadies - allerdings ein hoch gefährdetes (Foto: Strohe/rufo)
Der Baikal ist ein Naturparadies - allerdings ein hoch gefährdetes (Foto: Strohe/rufo)
Er erzählt, wie ein Zufall geholfen habe, Geld zu finden: Präsident Putin war hier in der Nähe in einem Ski-Urlaub, er sprach mit der Geschäftsführung des Kombinats und hat seine Hilfe versprochen. Putin schrieb an die Weltbank, das Finanzinstitut versprach, den nötigen Kredit zu gewähren. „Ab dem Jahr 2007 werden wir kein Wasser mehr in den Baikal ableiten“, verspricht Schmajew. Später will die Geschäftsführung voll auf die Produktion der Zellulose verzichten. Ganz im Sinne des Ministerpräsidenten Michail Kassjanow. Der hat bereits angekündigt, dass die Zelluloseproduktion am Baikal gestoppt werden soll. Eine vollständige Schließung des Kombinats, so Schmajew, kommt nicht in Frage - für die Stadt wäre es eine soziale Katastrophe.

Auf der anderen Seite der Umweltfront hört man gemäßigte Worte. „Wir sind nicht gegen das Kombinat und nicht gegen die Leute, die da arbeiten. Wir sind gegen die Verschmutzung des Baikal-Sees und der Luft in der Stadt“, sagt Roman Pukalow, der Koordinator des Baikal-Programm bei der Umweltorganisation Greenpeace. Als Student projektierte er einen Naturschutzpark am Baikal, als Greenpeace-Mitarbeiter setzt er nun Journalisten auf das Zellulosekombinat an und macht Lobby-Arbeit in der Moskauer Duma und im Gebietsparlament von Irkutsk. Der Baikal ist seine große Leidenschaft - Pukalow arbeitet nicht nur am Baikal, er verbringt hier auch seinen Urlaub.

„Wir fordern den sofortigen Stopp des Chlorbleichens“, erklärt Pukalow. Nach seinen Worten führen die Chlor- und Dioxin-Emissionen in Luft und Wasser zu Erkrankungen der Einwohner von Baikalsk.

Doch das Thema Umwelt und Gesundheit wird in der Stadt totgeschwiegen. Olga Gamerowa, Leiterin der einzigen nicht-staatlichen Organisation, die sich in Baikalsk mit dem Thema Umwelt beschäftigt, beschwert sich: „Wir wissen nicht, was in unserer Stadt mit der Umwelt passiert. Die Angaben über die Auswirkungen des Kombinats auf die Umwelt werden von den Behörden geheim gehalten“.

Ihr 16 Jahre alter Sohn hat Allergie. Als sie neulich beim Arzt war, sah sie nur Achselzucken: „Sie wissen ja, dass wir eine Zellulosefabrik in der Stadt haben“, soll der Arzt gesagt haben. Vor fünf Jahren hat Gamerowa gar ihre Arbeit verloren - weil sie als Mitarbeiterin der städtischen Umweltbehörde zu viel über die Umweltverschmutzung des Baikals redete. Heute leitet sie den „Baikalskij Business-Inkubator“, eine NGO, die helfen soll, das Kleinunternehmertum in der Stadt zu fördern und damit eine Alternative zum Kombinat schaffen. Die Erfolge sind bisher bescheiden: ein Ausstellungsraum für lokale Künstler, ein Internetkafe, ein Touristik-Unternehmen. Fast nichts gegen ein Industrie-Monster mit seinen drei Tausend Mitarbeiter.

Einweihung des Denkmals (Foto: Essipov/rufo)
Einweihung des Denkmals (Foto: Essipov/rufo)
Vor kurzem hat Greenpeace - medienwirksam wie immer - an der Einfahrt in die Stadt ein Denkmal eingeweiht, als Andenken an die „leeren Versprechen der Regierung in Moskau, die Zelluloseproduktion zu schließen“.

Es sind zwei Wochen vergangen. Von dem Denkmal sind nur zwei Steine geblieben, die Schilder mit dem Text sind weg. Eine lokale Zeitung, finanziert vom Zellulosekombinat, spottet über Pukalow: die Einheimische werden dem Greenpeace-Menschen ein Denkmal aufstellen müssen, wenn er sie um ihre Arbeitsplätze bringen will. Roman Pukalow lässt sich aber nicht abschrecken. Er will wieder neue Schilder an die Steine schrauben, in denen die leeren Umweltversprechen der russischen Regierung angeklagt werden. Pukalow und Greenpeace sehen die Rettung für den Baikal in der Schließung des Kombinats und in der Entwicklung des Umwelttourismus. Diese Rettung ist aber noch nicht in Sicht.

Zwar bleibt der Baikal ein faszinierendes Reiseziel für Ausländer, doch massenhaft sind diese Reisen nicht. Die Industriestadt Irkutsk ist mit seiner Infrastruktur nicht auf Touristen-Ansturm vorbereitet. Es kann hier bis zu einer Stunde dauern, einen Flug nach Moskau umzubuchen. In Restaurants bestimmen die Kellner und nicht die Kunden die Höhe des Trinkgeldes und - schreiben sie kurzerhand in die Rechnung. Selbst der Eintritt in ein leeres Lokal kostet abends extra.

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Wer aber auf den Komfort und freundlichen Service verzichten kann, wird sich für die wilde Natur begeistern. Ob übergewichtige Amerikaner oder pensionierte Deutsche - in zehn Kilometer Höhe über Sibirien, an Bord einer Aeroflot-Maschine nach Moskau, kritzeln sie ihre Notizen in die Tagebücher. Ob in auf Deutsch oder Englisch - das magische Wort „Baikal“ steht in einem Dutzend Notizbücher, die auf den Klapptischen in der Economy Class einer Tupolew liegen, auf dem Weg vom großen sibirischen Abenteuer zurück in die Zivilisation.

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