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Fußball-Verbandschef Sergej Fursenko zieht nach dem EM-Desaster die Reißleine (Foto: Russian Look)
Fußball-Verbandschef Sergej Fursenko zieht nach dem EM-Desaster die Reißleine (Foto: Russian Look)
Dienstag, 26.06.2012

Russlands Fußball-Chef tritt nach EM-Desaster zurück

Moskau. Der Chef des russischen Fußballverbands Sergej Fursenko ist zurückgetreten. Er zieht die Konsequenzen aus dem Scheitern der Nationalelf bei der Euro 2012. Nach gutem Start wirkte das Team beim Turnier überspielt.

Die Sbornaja war noch in der Gruppenphase gescheitert. Nach einem furiosen 4:1-Auftaktsieg über Tschechien folgten ein Unentschieden (1:1) gegen Gastgeber Polen und eine Niederlage (0:1) gegen Griechenland. Aufgrund des direkt verlorenen Vergleichs mit den punktgleichen Griechen verpasste Russland trotz besseren Torverhältnisses den Einzug in die Playoffs.

Fursenko ist schuld


Fursenko übernahm direkt nach dem Spiel schon die Verantwortung für das Ergebnis, das in Russland breite Enttäuschung hervorrief. „Ich bin schuld“, sagte er auf die Frage von Journalisten, wer für das Ausscheiden verantwortlich sei.

Am Dienstag zog der Verbandschef dann auch persönlich Konsequenzen. Das russische Staatsfernsehen zeigte Fursenko, der bei einem Treffen mit Wladimir Putin seinen Rücktritt verkündete. „Ich habe die für mich schwere Entscheidung getroffen, den Posten des Präsidenten beim russischen Fußballverband zu verlassen“, sagte Fursenko.

Fursenko lobt Advocaat, Experten kritisieren


„Leider hat die russische Auswahl ihren Auftritt bei der Euro 2012 schon beendet. Sehr bedauerlich, weil die Mannschaft sehr stark war und Dick Advocaat nicht schlecht gearbeitet hat“, begründete er seine Entscheidung.

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Fans und Experten werfen Fursenko und Advocaat allerdings eine ganze Reihe von organisatorischen Fehlern vor. So sei die Auswahl des Hotels „Bristol“ mitten im Stadtzentrum Warschaus auf Drängen Advocaats ein Fehler gewesen, heißt es. Die Kicker hätten sich nach den Spielen nicht zurückziehen und erholen können. Im gleichen Hotel waren auch Fans untergebracht.

Zudem wird Advocaat vorgeworfen, falsch trainiert zu haben. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Guus Hiddink, der die Sbornaja beim erfolgreichen Auftritt 2008 zweimal am Tag über den Trainingsplatz gescheucht hatte, setzte Advocaat auf Regeneration und trainierte nur einmal täglich. Am Ende habe so gegen die Griechen die nötige Kondition gefehlt, bemängeln Experten.

Keine Entschuldigung nach der Blamage


Advocaat hatte bereits im Vorfeld der EM angekündigt, seinen Job als Cheftrainer in Russland nicht zu verlängern und stattdessen PSV Eindhoven zu übernehmen. Nach der Niederlage gegen die Griechen sorgte er mit seiner Aussage, ihm sei egal, was man nun in Russland über ihn denke, für Empörung in Moskau.

Auch die kolportierte Aussage des Mannschaftskapitäns Andrej Arschawin, dass die Fans selbst schuld seien, wenn sie zu hohe Erwartungen hegten, trug nicht zur Beliebtheitssteigerung der Nationalelf bei.

Fursenko bedauert


Fursenko, der vor zwei Jahren persönlich den Deal mit Dick Advocaat eingefädelt hatte und den Trainer in einer moralisch fragwürdigen Aktion trotz laufenden Vertrags verpflichtete (Russland musste eine Abfindung zahlen), hat nun die Entschuldigung gegenüber den Fans nachgeholt. „Ich möchte mich bei den Fans für das Resultat entschuldigen“, sagte er bei seinem Abschied.

Vorläufig übernimmt Fursenkos Posten sein Stellvertreter Nikita Simonjan. Als Nachfolger werden neben Sportminister Witali Mutko unter anderem der Putin-Vertraute und Ex-Parlamentschef Boris Gryslow oder Vizepremier Arkadi Dworkowitsch gehandelt.

Spekulationen über Verbandschef und Trainer


Auch über den Posten des neuen Nationaltrainers wird wild spekuliert. Als Kandidaten werden derzeit Zenits Trainer Luciano Spalletti und Waleri Gasajew gehandelt, der schon 2002/2003 die Sbornaja trainierte.

Nach dem Rücktritt Fursenkos, der aus dem Gazprom-Lager kommt, scheinen die hochfliegenden Ambitionen einen Hochkaräter wie Joachim Löw, Bernd Schuster, Josep Guardiola oder Fabio Capello zu verpflichten, erst einmal zu den Akten gelegt.



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