Montage beim BMW-Werk in Kaliningrad. Doch die Nachfrage in Russland sinkt dramatisch (Foto: Archiv/.rufo)
Montag, 22.12.2008
Krise: Vollbremsung auf dem russischen Automarkt
Moskau. Die fetten Jahre auf dem russischen Automarkt sind vorbei – zumindest vorerst. 2009 geht es in Russland bei Fahrzeug-Neuzulassungen deutlich runter. Im schlimmsten Fall könnte es auf etwa die Hälfte zurückgehen.
Im August beim Moskauer Auto-Salon war die Welt noch in Ordnung. Renault, Toyota, Volkswagen und andere Pkw-Hersteller präsentierten Weltneuheiten in Moskau. Mit Vollgas wollten die großen Autobauer der Welt auf Russlands Markt. „Aller Voraussicht nach wird Russland spätestens 2009 mit 3,45 Millionen Neu-Zulassungen der volumensstärkste Pkw-Markt in Europa sein“, erklärte VDA-Präsident Matthias Wissmann damals.
Euphorie in Russland verflogen
Von der Euphorie ist wenig übrig geblieben. Das Ziel von 3 Mio. Neuzulassungen dieses Jahr wird Russland wohl verfehlen. Seit Oktober laufen die Verkäufe nur noch schleppend. Standen die Russen früher Schlange, um die begehrten Importautos zu bekommen, stehen nun diese Fahrzeuge an der finnisch-russischen Grenze Schlange, weil niemand in Russland sie mehr bezahlen möchte.
Im nächsten Jahr geht es dann noch stärker bergab – auch „dank“ gestiegener Importzölle. Wenn es gut läuft, werden die Verkäufe um 15 Prozent zurückgehen, schätzt Stanley Root, Auto-Analyst bei PriceWaterhouseCoopers.
Absturz um 45 Prozent möglich, russische Autobauer profitieren nicht von Krise der Importeure
Im schlimmsten Fall sei aber auch ein Absturz von 45 Prozent möglich, meint Root. Damit würden nur 1,7 Millionen Neuwagen verkauft. So pessimistisch ist Christoph Schenk, Partner bei KPMG Russland, nicht. „Ohne eine Glaskugel zu haben, schätze ich, dass es 20 – 25 Prozent runter geht“, sagte er Russland-Aktuell.
Die russischen Autobauer profitieren vom Absatzverlust der Importeure nicht. Auch bei Lada und Co ist wegen der Krise schon Kurzarbeit angesagt. GAZ, der Wolga-Hersteller, schickt seine Angestellten bis zum 2. Februar in Zwangsurlaub.
Beim Geländewagen-Produzenten UAZ wird bereits an die Entlassung von über 400 Mitarbeitern gedacht. Dabei galten Allradler bis vor kurzem noch als Verkaufsrenner in Russland.
Hoffen auf 2010
Die nächsten zwei – drei Monate werden kritisch. In der Zeit muss sich zeigen, wie es mit dem Rubel (und damit der Kaufkraft der Russen), aber auch mit der Weltwirtschaft weitergeht. Bestenfalls im letzten Quartal 2009 könne es schon einen leichten Aufschwung geben, hofft Schenk.
Den geplanten Produktionsbeginn von Magna und VW in Russland lobt er trotzdem. „Wer schlau ist, investiert jetzt, denn spätestens 2010/11 geht es hier wieder aufwärts“, glaubt er.
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Containerumschlag im Hafen von St. Petersburg: Auf diese Weise importiert Russland vor allem - exportiert werden vorrangig Rohstoffe wie Öl, Gas, Metall und Holz.(Topfoto:Deeg/.rufo)