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Straße von Kertsch: Nur etwa fünf Kilometer flaches Wasser trennen Russland von der Krim (Karte: academic.ru)
Straße von Kertsch: Nur etwa fünf Kilometer flaches Wasser trennen Russland von der Krim (Karte: academic.ru)
Dienstag, 04.03.2014

Russland startet Brückenbau zur Anbindung der Krim

Moskau. Russland hat Schritte eingeleitet, um eine Brücke auf die militärisch frisch vereinnahmte Halbinsel Krim zu bauen. Für einen verlässlichen „Anschluss“ bräuchte es allerdings viel eher eine eigene Stromversorgung.

Russlands Regierungs-Chef Dmitri Medwedew beauftragte mit dem Bau des Verkehrswegs die staatliche Straßenbetriebsgesellschaft Rosavtodor. Bis zum 1. November soll eine jetzt eigens gegründete Tochtergesellschaft die nötigen technischen Vorarbeiten für den Bau erledigen. Nach Angaben der staatseigenen Bank VEB wurden die Kosten bisher auf 47 Mrd. Rubel (945 Mio. Euro) taxiert.

Pläne bereits seit Jahren auf dem Tisch


Der Bau einer Brücke über die Straße von Kertsch war nach langen Vorüberlegungen bereits 2010 von der Ukraine und Russland als gemeinschaftliches Projekt von den damaligen Präsidenten Dmitri Medwedew und Viktor Janukowitsch beschlossen worden. Noch im Januar dieses Jahres bestätigte die inzwischen abgesetzte Moskau-nahe ukrainische Regierung das Vorhaben. Konkrete Schritte zur Verwirklichung wurden aber erst jetzt einseitig von Russland vorgenommen.

Bislang ist allerdings unklar, ob eine Straßenbrücke, eine kombinierte Bahn- und Straßenbrücke oder doch ein Tunnel die Meerenge queren soll. Im Falle des Tunnelbaus würden sich die Kosten verdoppeln, so die Moskauer Zeitung „Kommersant“.

Bei Russland-Aktuell
• Russland und Ukraine legen Streit um Insel Tusla bei (13.07.2012)
• Brückenprojekt von der Krim nach Russland liegt auf Eis (28.10.2008)
• Russland bekommt die Quittung, die Ukraine eine Chance? (03.03.2014)
• Krimkrise – Blockkonfrontation ist brandgefährlich (03.03.2014)
• Exilant Janukowitsch: "Nicht gestürzt und nicht geflohen" (28.02.2014)

Verkehrsvolumen bisher eher bescheiden


Die gegenwärtige Verkehrsleistung rechtfertigt das Großprojekt kaum: Eine von der russischen Bahngesellschaft RZD betriebene Güterfährlinie beförderte im letzten Jahr dort nur 576.000 Tonnen Fracht, vorrangig Ölprodukte. Aus politischer und militärischer Sicht gibt es nun, nach der De-facto-Vereinnahmung der Krim durch Russland, aber neue Motive für den Bau. Der Kreml sucht jetzt Investoren für umfangreiche Investitionen in die Wirtschaft der Krim und möchte zudem eine eigene Alternative zur einzigen Landanbindung der Halbinsel über ukrainisches Gebiet schaffen.

Deutsche Eroberer bauten hier auch eine Brücke


Die Brücke über die an der schmalsten Stelle 4,5 Kilometer breite Meerenge gab es bereits einmal: Die deutsche Wehrmacht hatte während des zweiten Weltkriegs mit dem Bau der strategisch wichtigen Querung begonnen. Die Sowjetunion stellte das Bauwerk dann aus den zurückgelassenen Bauteilen im Herbst 1944 fertig.

Wenige Tage, nachdem Stalins Delegation im Februar 1945 von der historischen Siegermächte-Konferenz in Jalta per Bahn über diese Brücke nach Moskau zurückgekehrt war, brach sie zusammen. Ursache war starker Eisgang – und dass es keine Eis-Abweiser an den Pfeilern gab. Die Brückenreste wurden demontiert, da sie die Schifffahrt zwischen Asowschen Meer und Schwarzem Meer behinderten.

Krim hängt am Stromnetz der Ukraine


Sollte es im weiteren Verlauf der aktuellen Krise zu einem Boykott oder einem Abbruch der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen der Ukraine und der Krim kommen, bräuchte die Halbinsel zum Überleben von Russland allerdings vordringlich andere Infrastruktur-Investitionen als eine Brücke: Die Autonome Republik verbraucht 1200 MW Elektrizität, wovon nur zehn Prozent von vier alten Kraftwerken auf der Krim selbst produziert werden. Der Rest wird vom ukrainischen Festland zugeliefert.

Für die Anbindung der Krim per Seekabel an das russische Stromnetz und/oder den Bau neuer Kraftwerke vor Ort sind nach Einschätzungen russischer Experten aber zweieinhalb bis drei Jahre und Investitionen in Höhe von etwa 1,5 Mrd. Euro notwendig.

Mit Erdgas versorgt sich die Krim weitgehend aus eigenen Quellen, Flüssigtreibstoffe werden schon jetzt weitgehend mit Tankschiffen angeliefert.

Doch ohne gesicherte Stromversorgung – die auch für den Betrieb der Wasserwerke unabdingbar ist – wäre die Krim schnell neben einem weltpolitischen auch ein wirtschaftliches Krisengebiet.



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