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Michail Obosow, Koordinator der Petersburger "Ohne Putin Gehenden" (foto: eva/rufo)
Michail Obosow, Koordinator der Petersburger
Freitag, 15.07.2005

Putinlos geht es sich gefährlich

Lothar Deeg, St. Petersburg. Wenn "Die ohne Putin Gehenden" etwas unternehmen, dann stehen die jungen Leute meist - auf Kundgebungen oder bei Mahnwachen. Und danach sitzen sie öfters - auf dem Polizeirevier.

Das letzte Mal wurde der 21 Jahre alte Student Michail Obosow festgenommen, nachdem er mit den \\"Iduschtschije bes Putina\\" auf dem St. Petersburger Marsfeld bei einer Demonstration ein T-Shirt verbrannt hatte. Allerdings war es keine Demo seiner Gruppe, sondern eine der „Naschi“ - und das T-Shirt trug deren Symbole.

Die „Naschi“ („Die Unsrigen“) sind ebenfalls eine Jugend- und Studentenorganisation, sogar noch jünger als Obosows im Januar gegründete Putin-Verweigerer. Doch ideologisch vertreten sie das Gegenteil: Sie verehren Putin und preisen seine Politik. \\"Die Unsrigen\\" sind die Nachfolgeorganisation der \\"Gemeinsam Gehenden\\", die wegen so manch peinlicher Aktion in Verruf geraten waren – und deren Namen Obosows Gruppe mit ihrer Benennung verballhornt .

Die „Naschi“ sind für Michail „weniger unsere Konkurrenten als unsere Feinde“. Obwohl in Russland die jungen Putin-Bejaher genauso wie die Putin-Gegner politisch ohne Einfluss sind, beharken sie sich mit harten verbalen Bandagen - bis hin zum Vorwurf, die jeweilige Gegenseite sei faschistisch. „Die Staatsmacht hat Angst vor dem ukrainischen Szenario. Man befürchtet, dass die Leute auch bei uns irgendwelche Plätze besetzen“, sagt Michail Obosow. Vor allem deshalb seien die Naschi von Putins Berater für Innenpolitik, Wladislaw Surkow, aus der Taufe gehoben worden. Zuletzt karrte die Bewegung 50.000 Jugendliche für eine Kundgebung zum Ende des Zweiten Weltkrieges vor sechzig Jahren nach Moskau.

Angst vor der Polizei

Michail, Träger eines Pullis in auffälligem Ukraine-Orange, vergleicht die „Naschi“ mit der streng auf Parteilinie marschierenden Jugendorganisation aus der Sowjetzeit: „Surkow schafft diesen Komsomol, um allerlei leichtsinnige Ideen zu unterdrücken, die im Moment in studentischen Kreisen entstehen.“

Noch hat dieser „Leichtsinn“ nicht viele angesteckt, er zeigt sich aber hartnäckig: Michails „Ohne Putin Gehende“ zählen in St. Petersburg und in Moskau je etwa siebzig Anhänger. An Aktionen nehmen davon nur knapp zwanzig teil, gesteht er ein: „Der Rest diskutiert mit, vor allem im Internet auf unserer Seite, hat aber Angst vor der Polizei.“

Michail Obosow (Mitte) bei einer Demo der \"Ohne Putin Gehenden\" (foto: eva/rufo)
Michail Obosow (Mitte) bei einer Demo der \
In Russland gehört eben doch einiges an Zivilcourage dazu, den gegen jede Kritik empfindlichen Staatsapparat mit einer öffentlich geäußerten eigenen Meinung herauszufordern: „Die Idee entstand am 5. Januar\\", sagt Michail, „ich chattete im Internet mit anderen engagierten jungen Leuten. Wir kamen zum Schluss, dass es Zeit ist, aus der virtuellen Welt in die reale zu wechseln. Zeit, um auf die Straße zu gehen und der Staatsmacht unsere Forderungen zu präsentieren.“

Michail beschreibt seine Funktion als „Pressesprecher und Koordinator“. Einen Vorstand habe die Gruppe genauso wenig wie einen offiziellen Status - und „mit diesem Namen ohnehin keine Chance auf eine Registrierung“ als Verein oder politische Bewegung.

Ihre Forderungen äußern die Putinlosen auch auf ihrer Webseite www.noputin.com: Es geht ihnen um „echte und nicht um vorgetäuschte Meinungsfreiheit“, um ein Ende der Zensur in den Medien und der Gewalt in der Armee. Ein Reizthema für Studenten sind zudem Überlegungen des Verteidigungsministers, die bisher geltende Befreiung vom Wehrdienst abzuschaffen. „Wir wollen nicht in Tschetschenien als Kanonenfutter dienen oder Generälen ihre Datschen bauen“, so Michail.

Dass die Gruppe sich im Januar 2005 bildete, war kein Zufall: Zum Jahresbeginn war eine Sozialreform in Kraft getreten, die zahlreiche Vergünstigungen für Rentner - wie freie Fahrt in öffentlichen Verkehrsmitteln und Gratismedikamente - durch bescheidene Geldzahlungen ersetzte. Überall im Land kam es zu Protesten der Senioren, die sich geprellt fühlten. Die jungen Ohne-Putin-Geher brachten mit fantasievolleren Slogans Farbe in deren etwas verbissene Demonstrationen.

Auf der Wache besser Klappe halten

Ihr Husarenstück gelang ihnen, als sie bei einer Gegendemo der Kreml-Hauspartei „Einiges Russland“ ein Transparent mit der Aufschrift „Ja zur Kreml-Willkür“ entrollten. Nach acht Minuten wurden sie überwältigt und festgenommen. Seitdem ist Michail um einige praktische Erfahrungen des politischen Widerstands reicher: „Auf der Wache ist es besser zu schweigen. Wenn du anfängst, bei der Miliz von deinen Rechten zu sprechen und Ärger zu machen, dann sperren sie dich bis zum Gerichtstermin ein. Die Milizionäre behaupten dann, dass du bei der Festnahme Widerstand geleistet hast, und das reicht schon für eine Anklage und einige Tage Haft.“

Drei Putinlose vor dem Hinterhof-Eingang zu ihrem Stabsquartier (foto: eva/rufo)
Drei Putinlose vor dem Hinterhof-Eingang zu ihrem Stabsquartier (foto: eva/rufo)
Mit seinem Protest hat sich Michail einerseits Ärger eingehandelt: Der Dekan seiner Fakultät drohte ihm mit Rausschmiss; das Jugendkomitee der Stadtverwaltung drängte darauf, Putin doch aus dem Namen der Gruppe zu streichen - und zum Thema Tschetschenien bitteschön zu schweigen. Andererseits haben die Aktionen Michail zu einiger Bekanntheit verholfen - von der „Los Angeles Times“ bis zum „Spiegel“ interessierten sich Medien aus aller Welt für den schmächtigen Studenten der Automatisierungstechnologie.

Doch auch der Staat hielt Augen und Ohren offen: „Beim ersten Interview mit einem US-Korrespondenten in einem ansonsten leeren Café kam gleich ein unangenehmer Typ herein, setzte sich an den Nebentisch und legte sein Gerätchen auf den Tisch“, erzählt Michail - und wundert sich noch heute über die Plumpheit des Lauschangriffs: „Der hat nicht mal was bestellt.“

Inzwischen können die Ohne-Putin-Geher Besucher ungestört in ihrem „Stabquartier“ empfangen: Private Förderer, die Michail nicht nennen will, haben seiner Gruppe eine winzige möblierte Hinterhofwohnung gemietet. Dort können sie nun diskutieren und Pläne schmieden. Doch der Feind hört mit - auch hier: „In St. Petersburg besteht heute ein weit verzweigtes Netz politischer Spionage.“ Er habe eindeutige Hinweise, dass aus den eigenen Reihen weitergegeben werde, was Einzelne gesagt haben oder welche Aktionen geplant werden. „Wir sind deshalb sehr vorsichtig geworden. Das stört natürlich die Kommunikation.“

Bei Russland-Aktuell
• Putin-Jugend legte den Verkehr in Moskau lahm (16.05.2005)
• Kreml-Jugend gegründet: Kinder an die Macht? (18.04.2005)
• Kommunisten feiern das Kriegsende separat (09.05.2005)
Allerdings, sagt Michail, „wir machen das genauso und schmuggeln unsere Leute bei „Naschi“ ein.\\" Außerdem berichtet er von einer Hand voll Überläufern von den „Gemeinsam Gehenden“: „Sie kamen zu uns, weil sie mit der Tschetschenien-Politik nicht einverstanden waren und bei den Rentnerdemos provozieren sollten. Die werden von denen jetzt gesucht, aber wir bemühen uns, sie nicht zu enttarnen. Sie haben Angst\\", berichtet Michail. Ihm selbst sei manchmal auch mulmig - vor allem, weil die „Unsrigen“ inzwischen aktiv unter Fußballfans und Skinheads Mitglieder rekrutierten. „Meinen Eltern erzähle ich besser nichts darüber, was ich so mache“, meint er.

„Chodorkowski go home!“

Anders als bei den Rentnern, die sich nun - nach hektischen Zugeständnissen des Staates - wieder bevorzugt um Enkelkinder und Datschen kümmern, ist der Jugendprotest nicht wieder eingeschlafen: Während in Moskau der potenzielle Putin-Herausforderer Michail Chodorkowski mit „lebenslanger Urteilsverlesung bestraft\\" wurde, demonstrierten „Die ohne Putin Gehenden“ noch gemeinsam mit der liberalen Partei „Jabloko“ für dessen Freilassung: „Chodorkowski go home!“, lautete der Slogan.

Das Häufchen des Widerstands: Chodorkowski-Solidaritätsdemo in Petersburg (foto: eva/rufo)
Das Häufchen des Widerstands: Chodorkowski-Solidaritätsdemo in Petersburg (foto: eva/rufo)
Jedoch: Mehr als gut dreißig Demonstranten konnten die vereinigten Oppositionäre in der Fünf-Millionen-Stadt nicht aufbieten - und das Urteil zu neun Jahren Lagerhaft auch nicht verhindern. Trotz allem zweifelt Michail nicht an seiner Sache: Auch kleine Demos seien wichtig, damit die Jugend wisse, dass es in Russland Leute gibt, die bereit sind, auf die Straße zu gehen. „Und eines Tages“, da ist er zuversichtlich, „eines Tages schließen sie sich an.“
(ld/SPZ - zuerst veröffentlicht in fluter, Nr. 15)


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