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Stochern im Nebel: Die Suchaktion nach dem in Jakutien vermissten Helikopter hatte am zweiten Tag Erfolg (Foto: vesti.ru)
Stochern im Nebel: Die Suchaktion nach dem in Jakutien vermissten Helikopter hatte am zweiten Tag Erfolg (Foto: vesti.ru)
Mittwoch, 03.07.2013

Drama in Jakutien: Hubschrauber mit elf Kindern abgestürzt

Jakutsk. Anderthalb Tage wurde im polaren Ostsibirien ein abgestürzter Mi-8-Hubschrauber gesucht. An Bord der jetzt gefundenen Maschine befanden sich 28 Personen, darunter elf Kinder. Der Pilot überlebte - und griff zum Funktelefon.

Die Mi-8 flog gestern Vormittag von der Zinn-Bergbau-Siedlung Deputatski in die Dörfer Kasachtsche und Ust-Jansk nahe der Nordmeer-Küste – weit jenseits des Polarkreises in Jakutien, der kältesten bewohnten Region der Erde. Etwa eine halbe Stunde nach dem Abflug meldete sich der Pilot über ein Satellitentelefon beim Lotsen in Deputatski und berichtete von einem dramatischen Absturz.

Offenbar hatte die Maschine beim Überfliegen einer Bergkette zu geringen Bodenabstand gehalten und war von heftigen Abwinden mit dem Heck auf den Boden gedrückt worden.

Die meisten Insassen kamen bei dem Unglück ums Leben: Nach Angaben der Luftfahrtbehörde gab es 19 Tote. Der Katastrophenschutz der Republik Jakutien bestätigte diese Zahl bisher nicht, da es Rettern auch am Tag nach dem Crash zunächst nicht gelang, die Absturzstelle zu finden. Klar scheint nur zu sein, dass die dreiköpfige Cockpit-Crew den Crash überlebt hat.

Heli verbrannt, Notruf über Satellitentelefon


Alle vorhandenen Informationen beruhen auf den Mitteilungen des Piloten – wobei dieser zunächst auch den Ort des Absturzes nicht richtig angab. Die ersten losgeschickten Suchgruppen fanden deshalb gestern nichts. Wie die Zeitung „Kommersant“ berichtet, soll der Pilot gesagt haben, dass neben der Besatzung nur eine weit vorne sitzende Mutter mit ihrem Kind überlebt habe. Die Maschine habe sofort Feuer gefangen, alle anderen Insassen seien wohl verbrannt.

Bei Russland-Aktuell
• Mammut-Fund in Sibirien: Mammutblut mit Frostschutzmittel? (27.05.2013)
• Mi-8-Absturz in Sibirien: Schwierige Suche nach Überresten (08.05.2013)
• Mann fällt aus dem Zug...und läuft 7 Kilometer hinterher (18.01.2013)
• Jakutien:Taiga-Abenteurer gesteht Kannibalismus (17.12.2012)
• Flugzeug-Absturz auf Kamtschatka: mindestens elf Tote (12.09.2012)
Anhand der technischen Koordinaten späterer Telefonate erfuhr man dann, dass die mutmaßliche Absturzstelle um zehn Kilometer näher an Deputatskoje liegt. Das Gebiet ist wegelos und bergig, außerdem herrscht sehr schlechtes Wetter mit Nebel und tiefhängenden Regenwolken.

Große Suchaktion hat Erfolg: Wrack geortet


Drei Hubschrauber, ein Flugzeug und 50 Fahrzeuge wurden für die Suchaktion aufgeboten, so der Katastrophenschutz. Am Mittwoch Abend (Ortszeit) kam dann die Nachricht, dass das Wrack aus der Luft entdeckt worden sei. Gruppen am Boden arbeiten sich nun dorthin vor, so der Nachrichten-Sender Rossija24.

An Bord der Maschine befanden sich nach Polizeiangaben zum einen neun Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren in Begleitung von Vätern oder Müttern. Sie seien auf dem Rückweg von einem Ferienaufenthalt im Süden gewesen. Auch zwei erst im Juni geborene Babys mit ihren Müttern seien in dem Hubschrauber gewesen.

Neben Kinder regionale VIPs an Bord


Außerdem flogen einige hochrangige jakutische Beamte, darunter ein Vizevorsitzender des Parlaments und der Leiter der dortigen Parteifiliale von „einiges Russland“ in der Maschine mit. Sie wollten in den abgelegenen Dörfern an der Nordmeer-Küste Wahlkampf-Veranstaltungen abhalten. Am 8. September finden in Jakutien Parlaments- und zahlreiche lokale Wahlen statt.

Die Suche nach dem Wrack ist ein Rennen gegen die Zeit, da die Überlebenden bei dem feuchten Wetter und Temperaturen von nur fünf bis acht Grad plus erfrieren können, bevor die Retter sie finden. Zudem können sie verletzt sein und dringend ärztliche Hilfe benötigen.

Pilot sparte Sprit - und sichere Flughöhe


Die Verantwortung für den Absturz liegt vermutlich beim Piloten, der die vorgeschriebenen Mindesthöhe von 600 Metern über Grund beim Überfliegen von Hindernissen nicht einhielt. Abwinde an den etwa 1000 Meter hohen polaren Bergketten seien ein bekanntes Phänomen, doch würden die Flieger im hohen Norden die Höhenzüge oft viel tiefer passieren, um Treibstoff und Zeit für den Steigflug zu sparen, heißt es.

Der nach dem Absturz offenbar unter Schock stehende Pilot Michail Belkow hatte 30 Jahre Flugerfahrung in den Extrem-Bedingungen Jakutiens. Auch der Co-Pilot und der Bordmechaniker der Fluggesellschaft „Polarnije Avialinii“ sollen erfahrene Polarflieger sein.



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