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Leuchtende Zukunft für Gazprom. Der Konzern ist der wichtigste in Russland und will weiter wachsen. (Foto: Ballin/.rufo) |
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Donnerstag, 07.07.2011
Alles aus einer Hand: Gazprom greift nach StrommonopolMoskau. Nach dem Gasmonopol nun auch das Strommonopol? Gazprom greift nach dem größten privaten Stromanbieter Russlands. Die geplante Fusion würde das Scheitern der Reform des Strommarkts bedeuten.
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Schon jetzt ist Gazprom der größte Energiekonzern Russlands. 85 Prozent der russischen Erdgasförderung entfallen auf den Konzern, der zudem ein Monopol auf den Export besitzt. Im Visier hat Gazprom das derzeit noch der Stadt Moskau gehörende Gasverteilerunternehmen MosGas, das zwei Millionen Haushalte in Moskau mit Gas versorgt.
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Neben Gas auch Öl und Strom
In den letzten Jahren hat sich Gazprom zudem zunehmend diversifiziert im Energiebereich: Die Tochter Gazpromneft zählt zu den Top-5 unter Russlands Ölkonzernen. Weitere Akquisitionen sind vorgesehen.
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Im Stromsektor sind die Gazprom-Aktiva in der Gazprom-Energieholding zusammengefasst. Dazu zählen u.a. die Kraftwerksgesellschaften OGK-2 und OGK-6, TGK-1 sowie Mosenergo. Insgesamt hat die Holding Stromkapazitäten von 36 Gigawatt. Damit ist die Holding schon jetzt der größte Anbieter.
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Ein Viertel der Stromkapazität des Landes
Bei einer Vereinigung mit der KES-Holding von Milliardär Viktor Wechselberg wäre das Übergewicht des Konzerns noch größer. Immerhin kontrolliert die KES-Holding ebenfalls eine Reihe von Kratfwerksgesellschaften, vor allem an der Wolga und im Ural, und verfügt insgesamt über Kapazitäten von 16 Gigawatt.
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Zusammen würde das Unternehmen einen Marktanteil von gut 25 Prozent haben. Zum Vergleich: Der nächstgrößere Stromanbieter RusHydro kommt gerade einmal auf die Hälfte der Kapazitäten des neuen Stromriesen.
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Nach Fusion ist Teil-IPO möglich
Das derzeit wahrscheinlichste Szenario der Fusion sieht so aus, dass das neue Unternehmen auf der Basis der Gazprom-Energieholding geschaffen wird, die sich die KES-Holding einverleibt. Wechselberg erhält dann maximal 25 Prozent der Aktien am neuen Konzern mit der Option sein Paket bei einem eventuellen IPO abzustoßen.
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Der Konzern dürfte einen Wert von umgerechnet 4,5 Milliarden Euro haben. Besonders im europäischen Teil Russlands hätte er eine Vormachtstellung, da die Kapazitäten in diesem Raum konzentriert sind.
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Reform des Strommarkts gescheitert
Wird der Deal abgeschlossen, dann ist die Reform von Tschubais am Ende, weil ein neuer Spieler auftaucht, der quasi vom Staat kontrolliert wird und der zusammen mit den ebenfalls staatlichen RusHydro und Inter RAO den Strommarkt faktisch monopolisiert, erklärt Dmitri Terechow, Analyst von Grandis Capital.
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Tschubais leitete von 1998 2008 den Strommonopolisten RAO EES Rossii. Im Zuge seiner Reform wurde das staatliche Unternehmen schließlich in mehrere Unternehmen aufgeteilt und verkauft. Die Zersplitterung und Privatisierung sollte nach Vorstellung Tschubais größere Konkurrenz auf dem Strommarkt erzeugen.
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Ein echter Wettbewerb existiert allerdings aufgrund der regionalen Konzentration einzelner Anbieter in Russland bis heute nicht. Eine freie Wahl des Stromanbieters haben russische Verbraucher nicht.
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