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Keine Kaserne, sondern eine Hütte in den Bergen - und dennoch Ort eines üblen Massakers unter Soldaten (Foto: time.kz)
Keine Kaserne, sondern eine Hütte in den Bergen - und dennoch Ort eines üblen Massakers unter Soldaten (Foto: time.kz)
Donnerstag, 07.06.2012

Kasachischer Grenzsoldat gesteht Massaker auf Posten

Almaty. Der einzige Überlebende eines Massakers auf einem kasachischen Grenzposten hat gestanden, 14 Soldaten und einen Wildhüter umgebracht zu haben. Die Version des Amoklaufs stößt aber in den Medien auf Zweifel.

Der 19 Jahre alte Soldat Wladislaw Tschelach war fünf Tage nach Entdeckung der Toten auf dem abgelegenen Grenzposten Arkankergen dort in verwirrtem Zustand wieder aufgetaucht. Er hat nach Angaben des Innenministeriums nun gestanden, alle seine Kameraden und den Kommandeur am frühen Morgen erschossen und dann das Gebäude des Postens angezündet zu haben.

Amoklauf im Morgengrauen


Der Soldat habe bei seiner Rückkehr noch die Pistole des Kommandeurs bei sich gehabt. Entgegen erster Berichte sollen alle anderen auf dem nur im Sommer besetzten Posten an der Grenze zu China vorhandenen Waffen dort noch aufgefunden worden sein. Auch die verschwundenen sechs Pferde der Grenzer wurden inzwischen wieder eingefangen.

Erschossen wurde auch ein Wildhüter und Ex-Offizier, der ganz in der Nähe des abgelegenen Postens ein Haus bewohnte. Der nun unter Mordverdacht stehende Tschelach war der einzige ethnische Russe unter der Besatzung des Postens tief im Gebirge.

Wie die Zeitung „Westi“ berichtet, hatte der junge Soldat in der fraglichen Nacht Wache auf dem Posten. Deshalb habe er auch die Schlüssel zur Waffenkammer und für einen Safe gehabt, in dem die Pistole lag. Mit dieser Waffe soll er gegen fünf Uhr morgens den einzigen anderen Wache schiebenden Soldaten erschossen haben – sowie anschließend den Koch der kleinen Einheit, der als erster aufstand, um Brot zu backen.

Motiv unklar: Rache für Erniedrigungen?


Das Rauschen eines nahen Flusses und starke Windgeräusche hätten verhindert, dass deshalb die anderen schlafenden Soldaten aufgewacht seien. Dem Geständnis zufolge habe Tschelach sie dann im Schlafsaal mit einer Kalaschnikow erschossen.

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• 15 Soldaten an kasachischer Grenzstation ermordet (31.05.2012)
• Kasachstan: Nach Massenunruhen rollen nun Köpfe (28.05.2012)
• Satirischer Film löst Touristenflut nach Kasachstan aus (23.04.2012)
• Alles unter Kontrolle: Aufstand in Kasachstan beendet (19.12.2011)
• Kamtschatka: Leiter der Gefängniswache läuft Amok (07.03.2012)
Aussagen darüber, dass seine Kameraden ihn gequält, sexuell missbraucht oder aus ethnischen Gründen erniedrigt hätten, wurden nicht veröffentlicht. Tschelach sei mit Begeisterung Soldat geworden und habe sich über seine Berufung zu den Grenztruppen sehr gefreut, berichteten Angehörige. Das Motiv des Soldaten für den Amoklauf bleibt damit vorerst unklar.

Nachrichtensprecher will "nicht lügen"


Die Version von der Verantwortung und dem Geständnis des einzigen Überlebenden stößt jedoch in Kasachstan auf einige Zweifel: Ein populärer TV-Nachrichtensprecher weigerte sich sogar, die entsprechende Meldung zu verlesen und nahm dafür seine Entlassung in Kauf. „Ich weigere mich, vor der laufenden Kamera zu lügen“, erklärte Wladislaw Dlinnow vom 31. Kanal über Twitter.

Ein Ex-Wehrpflichtiger erklärte, das Klima in den abgelegenen Grenzposten sei eher familiär und die Hänseleien der Jung-Soldaten blieben dort – anders als in großen Einheiten - auf einem harmlosen Niveau.

Versionen: Schmuggler, Terroristen - oder Berggeister


In der kasachischen Öffentlichkeit wurden in den letzten Tagen die verschiedensten Versionen diskutiert, wie es zu dem Massaker kommen konnte. Die Rede war von einem Angriff einer Schmugglerbande oder religiös motivierter Terroristen, einem eskalierten Streit unter der Besatzung des Postens oder gar von „bösen Geistern“.

Viele Online-Kommentatoren vermuten deshalb, dass dem überlebende Soldat nun ein Geständnis abgepresst wurde, da dies für den autoritär geführten Staat die beste Version des Tathergangs wäre.
Die Information, dass das Waffenarsenal nicht geraubt wurde, spricht aber eher gegen einen kriminellen oder Terror-Hintergrund und für die Version vom Amoklauf.



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