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Wird der Nachfolger für Ladas Uralt-Topseller ein Renault - oder ein Opel? (Foto: ld/.rufo) |
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Dienstag, 06.10.2009
Opel-Produktion bei Lada - wenn Renault nicht zahltMoskau. Der russische Staat setzt bei der Subventionierung der Autoindustrie auf die beiden krisengeschüttelten Autokonzerne Avtovaz und GAZ. Lada-Aktionär Renault soll aber auch in die Pflicht genommen werden.
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Vizepremier Igor Schuwalow erklärte heute, dass die beiden Großunternehmen den Kern einer staatlichen Entwicklungsstrategie für die Autobranche bis zum Jahr 2020 darstellen sprich, ihnen will man mit kräftigen staatlichen Finanzspritzen über die Runden helfen. Die Verschuldung der Branche läge bei 100 Mrd. Rubel (2,2 Mrd. Euro), so Schuwalow.
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Für die beiden Firmen spreche neben ihrer Größe und Fertigungstiefe, so Schuwalow, auch ihre Einbindung in internationalen Allianzen: Im Falle von Avtovaz ist das der 25-Prozent-Anteil von Renault-Nissan, bei GAZ die geplante Einbindung in die Übernahme von Opel durch Magna und die Sberbank.
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Putin fordert von Renault ultimativ Zuschuss ein
Allerdings ist klar, dass der russische Staat von den westlichen Partnern auch einiges an Engagement erwartet, wenn sie in Russland einen Fuß in der Tür zu diesem potentiell riesigen Markt behalten wollen. Erst am Vortag hatte Premier Wladimir Putin einer Renault-Delegation die Pistole auf die Brust gesetzt: Entweder die Franzosen geben ebenfalls Geld - oder sie verlieren ihre Sperrminorität am größten russischen Fahrzeugbauer.
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Opel-Produktion bei Lada: Mit Renault wäre das nicht zu machen
Was Putin dabei (zumindest öffentlich) nicht sagte: Sollte Renaults Aktienpaket durch eine Aufstockung der mehr oder weniger staatlichen Anteile zu einer nichts mehr entscheidenden Minderheitsbeteiligung verwässert werden, kann das Autowerk seine zukünftigen Produktlinien auch von Opel beziehen.
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Renaults zweites großes Russland-Engagement neben einem in Moskau betriebenen Werk für den Logan wäre dann gescheitert. Putins Stellvertreter Schuwalow orakelte schon, es sei beschlossene Sache, hinsichtlich des russischen Engagements bei Opel auch die Perspektiven von Avtovaz zu studieren. Dies kann aber eigentlich nur dann umgesetzt werden, wenn die Franzosen dort nichts mehr zu sagen hätten.
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Bislang galt in Togliatti die Strategie, bei zukünftigen Modellen auf Renault-Entwicklungen zu setzen und keine neuen echten Ladas mehr zu konstruieren. Als erstes gemeinsames Produkt wollte man eine Fertigung des Logan-Kombis MCV unter Lada-Flagge auflegen.
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Bei Avtovaz drohen Massenentlassungen
Konkreter laufen bei Avtovaz allerdings die Vorbereitungen zu einer großen Entlassungswelle: 5.000 der über 100.000 Mitarbeiter müssen im Laufe des Herbstes gehen. Die Konzernleitung kündigte auch schon den Abbau von 27.600 Stellen an, legte diese Maßnahme dann aber doch in letzter Minute noch einmal auf Eis. In der einst um das Lada-Werk neu entstandenen Monostruktur-Stadt Togliatti wäre dann wohl Aufruhr programmiert.
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Die Renault-Vertreter erklärten gegenüber Putin diffus, sie seien sich ihrer sozialen Verantwortung durchaus bewusst und man habe als Auto-Allianz das Potential für eine gemeinsame Entwicklung. Konkrete Finanzierungszusagen gaben die Franzosen allerdings nicht.
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Lada verschlingt Staatszuschüsse
Der Finanzbedarf des Autogiganten ist immens: Wie die Zeitung Kommersant berichtet, braucht Avtovaz aktuell 70 Mrd. Rubel (ca. 1,6 Mrd. Euro) zum Überleben. Davon entfallen 54 Mrd. auf die Abdeckung fälliger Schulden und nur 9,5 Mrd. zum Anschub eines neuen Investitionsprogramms.
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Nicht dabei berücksichtigt sind die 12 Mrd. Rubel, die Lada bereits für die soziale Abfederung des Personalabbaus angefordert hat. 25 Mrd. Rubel Staatshilfe hatte Avtovaz bereits im Frühjahr bekommen, ohne deshalb jetzt nennenswert gesunder dazustehen denn der bis Mitte 2008 boomende russische Automarkt ist nach wie vor in einem komatösen Zustand.
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Renault kann nur bargeldlos zahlen
Renault wird es sich allerdings kaum erlauben können, ein Viertel dieser Summen (etwa 400 Mio. Euro) auf den Tisch zu legen, nur um seinen Einfluss in Togliatti zu wahren: Der Autokonzern bekam in diesem Jahr selbst etwa 3 Mrd. Euro an Krisen-Unterstützung von der französischen Regierung und müsste sich dann fragen lassen, warum er mit diesem Geld Arbeitsplätze in Russland sichert.
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Selbst die diskutierte Überlassung einer Logan-Lizenz an Avtovaz als bargeldlose Variante würde nur etwa die Hälfte der geforderten Neu-Einlagen ausmachen. 2008 hatte Renault noch eine Milliarde Dollar für 25 Prozent der Aktien bezahlt.
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Doch das Lada-Werk scheint ein Fass ohne Boden zu sein. Wenn es für Renault jetzt dumm läuft, muss diese Summe als Spesen abgeschrieben werden - oder als Lehrgeld für die Erkenntnis, dass auch eine Beteiligung an einem "unsinkbaren" Quasi-Staatsbetrieb ihre Risiken hat.
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