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Rust wurde in Moskau der Prozess gemacht, er wurde aber vorzeitig aus der Haft entlassen und abgeschoben. (Foto: izvestia.ru) |
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Mittwoch, 25.04.2012
Rust erinnert sich mit Humor an Kremlflug vor 25 JahrenMoskau. Vor 25 Jahren landete der deutsche Teenager Mathias Rust aus Wedel mit seinem Kleinflugzeug auf dem Roten Platz in Moskau. Um diese geht es nun in einem neuen Buch zum Jahrestag des legendären Flugs.
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Ausgerechnet am Tag der Grenztruppen, einem wichtigen Feiertag in der früheren Sowjetunion, landet der deutsche Pilot Mathias Rust mit seiner Cessna auf dem Roten Platz in Moskau. 25 Jahre ist dieser sensationelle Kremlflug her, der als Blamage für das hochgerüstete kommunistische Imperium in Zeiten des Kalten Krieges in die Geschichte eingeht.
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Zum Jahrestag des Kremlflugs zeichnen ein am Mittwoch veröffentlichtes Buch des Autors Ed Stuhler sowie ein Dokumentarfilm von Gabriele Denecke (21.5., ARD) das Ereignis nach, das am 28. Mai 1987 die Welt bewegte. Die Landung des Flugzeugs aus US-Produktion stellte nicht nur die Luftabwehr der Sowjetunion, sondern auch die Weltmacht selbst bloß.
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Auch Rust versucht in den Dokumentationen, sein Abenteuer aufzuarbeiten. Der 43-Jährige, der demnach jetzt als Finanzanalyst bei einer Firma in der Schweiz arbeitet, erinnert sich heute an eine Art tranceartigen Zustand:
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Als ob ich neben mir war
«Ich habe die Überwachungsgeräte, die Flughöhe, die Geschwindigkeit, die Notüberwachungsinstrumente kontrolliert, aber im Grunde genommen habe ich fast das Gefühl gehabt, als ob ich neben mir war.» Damals wie heute bleibt er bei seiner Version von einer Friedensmission.
Er habe den Sowjetreformer Michail Gorbatschow treffen wollen - als Zeichen der Unterstützung für Frieden und Abrüstung. Doch ein Treffen mit dem Vater von Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umgestaltung) kommt nie zustande.
Nach 432 Tagen in Moskauer Haft wird Rust am 3. August 1988 begnadigt, die ursprünglichen vier Jahre Lagerhaft bleiben ihm erspart. Aber um Rust bilden sich rasch Legenden.
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Zu den beliebtesten Verschwörungstheorien gehört bis heute, dass der Flug inszeniert worden sein könnte, um kommunistische Hardliner im Militär loszuwerden. Gorbatschow nutzt die Verletzung der sowjetischen Staatsgrenze und das Versagen der Luftabwehr damals für eine bis dahin beispiellose Säuberung in der Armee. Etwa 300 Offiziere verlieren ihre Posten.
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Buchautor Stuhler hat Rust selbst getroffen und schildert den Mann aus Wedel bei Hamburg als «einen jungenhaften, sympathischen Mittvierziger, der in norddeutschem Dialekt mit viel Humor und Selbstironie über seine spektakuläre Tat spricht».
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Das Buch zum Jahrestag gibt einen Überblick über viele bereits bekannte Äußerungen von Zeitzeugen, darunter auch Friedensnobelpreisträger Gorbatschow, der in seinem Buch «Erinnerungen» auf den Fall eingeht.
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Kritische Beleuchtung des Medienrummels
Stuhler stellt russische und deutsche Pressekommentare zusammen. Kritisch arbeitet er dabei auch den Medienrummel auf, der Rust geschadet und letztlich auch psychisch zermürbt habe. Der Kreml-Flieger habe nicht seine Friedensmission als Heldentat gewürdigt, sondern sich selbst als «geltungssüchtigen Pubertierenden» und «geistigen Tiefflieger» verunglimpft gesehen.
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«Es war dann so, dass (...) die Sache einfach lächerlich gemacht wurde (...) Das zu lesen war traurig und deprimierend», sagt Rust. Es ist der Versuch einer Aufarbeitung, die auch seinen Angriff auf eine Schwesternschülerin nicht ausspart. «Ich kann, auch im Nachhinein, nicht nachvollziehen, was da gelaufen ist, wie ich so etwas tun konnte», zitiert ihn Stuhler.
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Außer ein paar Fotos, die ihn an die früheren Ereignisse erinnern, habe Rust nichts aufbewahrt, schreibt Stuhler. Der Autor erwähnt auch, dass andere und nicht der Pilot selbst das große Geld verdient hätten mit der Sensation.
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Beginn eines Dialogs?
Stuhler schließt nicht aus, dass der Kreml-Flug den Beginn eines Dialogs mit der Bundesrepublik eingeleitet habe. «Die Parallelität der Ereignisse ist nicht zu übersehen», meint er.
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Der Direktor des Zentrums für Deutschlandforschung bei der Russischen Akademie der Wissenschaften, Wladislaw Below, hält im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa Rust nur für eine «Fußnote» der Geschichte. «Er hat niemals eine Rolle für die deutsch-russischen Beziehungen gespielt», sagt Below.
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Vielmehr Geschichte geschrieben habe bei Gesprächen mit Michail Gorbatschow noch im selben Jahr der damalige CSU-Chef Franz Josef Strauß, der ebenfalls am Steuer einer Cessna nach Moskau kam.
(Ulf Mauder, dpa)
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Paulsen-Consult 15.06.2012 - 22:26
Mathias Rust
Ich habe sein Buch nicht gelesen und kann auch nichts darüber aussagen, um was für einen Menschen es sich heute handelt.
Damals war Rust mit Sicherheit kein Held, sondern ein junger Mann mit einer ausgeprägten narzisstischen Pathologie. Es ist ehrlich, zu beschreiben, wie er während des Fluges neben sich gestanden habe. Klar war auch, dass er etwas großes leisten wollte und dabei mehr Glück als Verstand hatte. Klar wurde später aber auch, wie sehr seine narzisstische Kränkbarkeit zu dem geführt hat, was ebenfalls durch die Presse ging. Einem gewaltsamen Übergriff auf ein Mädchen, das offensichtlich nichts von ihm wollte.
Ein leichtes Unwohlsein beschleicht mich daher schon, bei der Würdigung eines Mannes, der damals sicherlich unmittelbar gefährlich war und das nicht nur für den Ruf der Sowjetunion, sondern offensichtlich auch für seine Mitmenschen.
Ein wenig habe ich auch den Eindruck, dass diese damalige Person auch in seinen heutigen Selbstdarstellungen noch durchkommt. Er sieht sich offensichtlich noch immer wenig kritisch und schiebt seine Entgleisung indirekt auf dei schlechte Presse, die er bekommen habe.
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