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Bei den Oppositionsveranstaltungen in Russland sind immer weniger Menschen dabei. (Foto: TV)
Bei den Oppositionsveranstaltungen in Russland sind immer weniger Menschen dabei. (Foto: TV)
Montag, 17.09.2012

Marsch der Millionen: „Ein absoluter Reinfall“

Moskau. 100.000 Menschen waren laut Organisator Udalzow am Samstag in Moskau auf der Straße. Tatsächlich waren es viel weniger als die angemeldeten 25.000. Experten konstatieren: die Leute sind enttäuscht von der Opposition.

In der russischen Hauptstadt versammelte der dritte „Marsch der Millionen“ dennoch mit Abstand die meisten Menschen. In St. Petersburg waren schwache 800 Teilnehmer zu verzeichnen gewesen, in anderen russischen Städten noch viel weniger. In Wladimir am Goldenen Ring kamen z. B. nur fünf Personen zum Protest zusammen.

Bei Russland-Aktuell
• Oppositionsdemos: Die „Millionen“ blieben unbehelligt (16.09.2012)
• Opposition will wieder marschieren – am 15. September (31.08.2012)
• Millionenprämie für Polizisten bei Krawall-Marsch (12.07.2012)
• Marsch der Millionen endet ohne Zwischenfälle (12.06.2012)
• Anti-Putin-Protest geschrumpft: über 450 Festnahmen (07.05.2012)

“Das Raubtier wecken“


Insgesamt ist das kein Ruhmesblatt für die russischen Oppositionsführer. In Expertenkreisen herrscht die Meinung vor, die Entwicklung sei durchaus folgerichtig: „Das ist ein voller Reinfall für die Opposition“, sagt Dmitri Absalow vom Zentrum für strategische Kommunikation gegenüber „Wsgljad“.

Die Liberalen seien „unfähig, die Leute auf die Straße zu bringen“. Die Mittelklasse sei zu Hause geblieben, stattdessen sei eine Radikalisierung in Gange, die für liberale Kräfte fatal sein könnte. „Mit diesen Versuchen, mit dem ständigen Protest die Staatsmacht ins Wanken zu bringen, könnten sie das Raubtier wecken“, so Absalow. Sie sollten besser „die Platte wechseln“.

„Die Menschen brauchen etwas Neues“


Alexander Brod, Direktor des Moskauer Büros für Menschenrechte, verweist auf die „ewig gleichen Losungen“ bei den Protesten gegen Putin und Co. Es gebe „keine Vorwärtsbewegung“. Statt programmatischer Ideen stünden „Provokationen, Skandale und PR-Aktionen“ im Vordergrund.

„Vernünftige Leute sehen in der Opposition nicht die Kraft, die in der Lage wäre, sich in der Gesellschaft eine Position zu erkämpfen und der Staatsmacht etwas entgegen zu setzen.“

Ein weiterer Fehler ist laut Brod die Zusammenarbeit mit radikalen Nationalisten: „Das ruft bei den meisten Leuten eine Allergie hervor.“ Die Nationalisten würden „dazu benutzt, um dem Ganzen Massencharakter zu geben und den Radikalismus zu verstärken. (...) Die Nische der ernsthaften Opposition ist immer noch frei.“



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Royaler 27.09.2012 - 01:29

20.Oktober - zweiter Tag der Arbeit - kommt bestimmt?

Die nächste Großdemo ist angesagt, die Unkenrufe melden den Niedergang der Oppositionseuphorie - aber aufgepasst, Russland entwickelt eine neue Arbeitsmoral, alle sind wirklich dauernd im Einsatz bei der Arbeit, das wirkt fast deutsch:
Nawalny fordert:
Demonstrieren als anerkannte Arbeit und Putin III konnte noch nicht mal auf die Septemberdemo
einen Blick werfen - er war so in seinem normalen Arbeitstrott versunken. Mal sehn, ob er aufschreckt, wenn die Massen tatsächlich wieder Demoarbeit leisten wollen für den gesellschaftlichen Fortschritt.

Man wird aber den Eindruck nicht los, als ob der Untergrund fleißig
Pläne schmiedet und sich organisiert auf lange Sicht, inklusive dem Versuch die Murrenden und Knurrenden in allen Bevölkerungsschichten einzubeziehen. Die Demo ist wohl eher nur die Oberfläche der untergründigen Arbeit.
An was mag Putin III so eifrig arbeiten außer am Einsatzplan für die Anwendung von ja reichlich vorbereiteten Repressionsmaßnahmen
gegen sein rebellierendes Volk.
Oder auch an neuen Tiger Event Einsätzen, mal sehn, welches Tier demnächst im Mittelpunkt seiner Auseinandersetzung stehen wird, das landesweite Fernsehausstrahlung erzwingt?

Klug wäre, den Arbeitseifer des Präsidenten mit dem seines Volkes zu verbinden. Die Wünsche des Volkes sind erkennbar, es wäre
allein ratsam, von der Spitze her zu reagieren, bevor sich die Masse
mit den Trägen verbindet, und das dann mit vollem Arbeitseifer an etwas gesellschaftlich Neues geht.


Royaler 20.09.2012 - 23:54

Gewaltfreier Protest - Thats it!

\"Solcherlei Protest\" - \"im beginnenden Jahr 33\".

Das ist ziemlich ungenau, gewiss,
aber herausgestellt werden soll:

Es ist eine gwaltige Sache, dass es gewaltlosen Protest von so Vielen auf den Straßen Moskaus
auch nach der Sommerpause gibt, da gibt es eigentlich nichts herunterzumäkeln; was nicht heißt, dass man gerne viel mehr erwarten möchte.

Es gab \"solcherlei Protest\" 33
nicht, es gab Gewaltätigkeit von rechts und links am Ende der Weimarer Republik, gewiss.

Hätte sich außer den Extremen vor 33 auf der Seite der Mittelschichten mehr getan, hätte es mehr Bürgerbeteiligung gegeben, wäre die Diktatur, natürlich von der Kamarilla im beginnenden Jahr 33
bewußt zugelassen, nicht so glatt durchgelaufen.
Und da sieht es in Russland heute
doch sehr positiv aus, was den Widerstand gegen die sich verstärkende Diktatur von Putin
III angeht. Eine Hypothese gewiss,
aber genau besehen sind es ja in der Tat nicht die Radikalen auf der linken Seite, die die Proteste
gegen den Wahlbetrug insgesamt bestimmen und Gewalttätigkeit bestimmt schon gar nicht das Bild,
es ist soziologisch gesehen, ein Teil der Jugend, die Intelligenzia sowieso und ein Teil der neuen bürgerlichen Mittelschichten.
Und das ist bei allen Unkenrufen
ein hoffnungsstimulierendes Novum.
Das ist berichtenswert und lässt vermuten, dass sich gut untermauert eine powervolle Szene
politischer Beteiligungsbereitschaft herausbildet; viel Arbeit, gewiss,
aber der andauernde Protest auf der Straße, so unbeholfen er wirken mag, hat eine eigene Potenz,die anscheinend gerne heruntergespielt wird oder zumindest verharmlost wird,
es ist ein besonderer russischer Weg.



Stoll 18.09.2012 - 14:10

@Holger Eekhof 17.09.2012 - 14:30,--- Und hier noch ein kleiner Tip für die Veranstalter des \\\"Marsch´s der Millionen\\\" in Russland: Einfach mal in Barcelona anrufen und nachfragen wie es funktioniert - oder eben mal das Thema wechseln :)---

Oder der russischen Opposition die gleichen Rechte wie den Katalanen in Spanien einräumen.


Stoll 18.09.2012 - 13:31

@17.09.2012 23:11 Raskolnikov,--- DIE WELTMACHT CHINA ---

Nach Angaben des Bonner Politikprofessors Gu Xuewu kommt es jährlich zu mindestens 100 000 lokalen Aufständen. ...
Soziale Spannungen wachsen: Die Weltmacht China steht auf wackligen Beinen - weiter lesen auf FOCUS Online: http://www.focus.de/politik/ausland/tid-26772/soziale-spannungen-wachsen-in-der-aufstrebenden-weltmacht-china-rumort-es_aid_792752.html


Stoll 18.09.2012 - 13:10

@Holger Eekhof 18.09.2012 - 09:22,--- Glauben Sie tatsächlich, nur die Deutschen hätten aus Ihrer zu Extremen neigenden Geschichte gelernt?---

Eindeutig Ja.


Holger Eekhof 18.09.2012 - 09:22

Hochverehrter Royaler,

hiermit bestätige ich Ihnen absolute Ehrlichkeit bei der Wahl Ihres Nicknamens. Doch damit endet mein persönlicher Respekt für Ihre Ansichten und blankes Entsetzen zeichnet mein Gesicht...
...\"Hätte es in Deutschland im beginnenden Jahr 33 nur solcherlei Protest gegeben,
hätte die uns bekannte schärfste Diktatur wohl nicht so leichtes Spiel gehabt.\"...
Die Proteste in dieser Zeit waren wohl um einiges schärfer, tausende sind bereits in den Jahren vor der Machtergreifung beim Kampf gegen das sich bildende NS - Regime untergegangen, und abertausende wurden sofort nach der Machtergreifung mundtod gemacht ... und auch wenn es einige tatsächlich schafften, diese Zeit der Machtergreifung zu überleben, die meisten gingen in den nächsten Jahren im KZ den Weg in den Tod.
Der von Ihnen so treffend bezeichnete \"murrende Alltagsbürger\" jedoch, der nahm spätestens 1933 am politischen Leben aktiv teil: Dann allerdings entweder als die sogenannten 33er, die in die Millionen gehenden Neueintritte in die NSDAP, oder als frenetisch Beifall klatschende Kulisse.
Der im Deutschland dieser Zeit noch mächtige Adel war im großen und ganzen damit beschäftigt, sich zu restrukturieren und erneut Einfluß und Macht zu sichern - letztendlich kein sehr erfolgreiches Unterfangen.
Auch war es ein gewisser Wilhelm, das anerkannte Oberhaupt des deutschen Adels, der 1925 in seinen Briefen aus dem Exil das Gas als Lösung für die angeblich existierende Judenfrage empfahl.
Den versuchten Militärputsch eines Herrn von Stauffenberg als den deutschen Widerstand gegen Hitler zu definieren, wäre wohl auch eher royalem Wunschdenken zuzuordnen.
Der wahre Widerstand befand sich zu diesem Zeitpunkt längst im KZ, und das auch nur wenn sie Glück hatten.

Und zu Ihrer schärfsten uns bekannten Diktatur... ich habe da noch eine andere in Erinnerung, nur dort wanderte der Widerstand in den Gulag.. Glauben Sie tatsächlich, nur die Deutschen hätten aus Ihrer zu Extremen neigenden Geschichte gelernt?

Mir graust vor so viel royaler Arroganz.


Royaler 18.09.2012 - 01:02

Verzerrt

Behauptungen:

Die Opposition ist westlich gesteuert.

Der Westen berichtet verzerrt.

Es gibt bessere Methoden als auf die Straße zu gehen.

Dazu fällt auf:

Einfluss eines Alternativmodels West – klar doch.

Substanzielle langjährige Einübung der Beteiligung Vieler
an der Macht wäre sinnvoll. Sehr einleuchtend.

Die westliche Presse berichtet immer etwas übertrieben und filtert grob aus. Da muss man auch zweimal hinschauen.
Der schwierigste Fall in der Einschätzung.

Aber, aber:

Es wurde demonstriert trotz erhöhter Repressionsmaßnahmen des
Staatsapparates – das ist historisch schon markant und damit
eine Top Nachricht wert. In keinem westlichen Staat gibt es vergleichbare Repression gegen Bewegung von unten.
Es ist wohl anhaltender und hinhaltender Widerstand, der auch der Selbstermutigung dienen
soll. Ein Mittel neben anderen. Der Protest erinnert alle an das,
was grundlegend zu verändern ist, und da ist in der Tat ein langer Weg angesagt.
Hätte es in Deutschland im beginnenden Jahr 33 nur solcherlei Protest gegeben,
hätte die uns bekannte schärfste Diktatur wohl nicht so leichtes Spiel gehabt.

Die vielen, die murrenden Alltagsbürger waren nicht wirklich dabei.
Ein Protestkern mit vielen Sympathisanten also. Wann machen sich schon genau die Richtigen auf den Weg zur Veränderung?
Aber immerhin wurde reichlich Sand ins Getriebe getragen.
Aus anhaltend Wenig kann sich auch bei guter Grundlagenarbeit Viel entwickeln.
Leipzig 89 redet da beredt die passende Sprache friedlichen dauerhaften Protests.
Wo nehmen die Oberschlauen die Gewissheit her, den passenden Revolutionsweg beschreiben zu wollen. Lenin mit seinen strukturell gut vorbereiteten Überraschungen hätte wohl gegrinst. Wer hätte denn damals gedacht, dass er einen Strukturwandel für die ganze Welt durchboxen würde, um damit die Geschehnisse des 20.Jahrhunderts entscheidend mitzubestimmen.


Uwe Niemeier 17.09.2012 - 17:43

Tja, Paulsen-Consult ...

... es ist wie Weihnachten. Da gehen auch nicht immer alle Wünsche in Erfüllung. Aber wie hier schon angemerkt wurde: Die Opposition sollte ein wenig am eigenen Image arbeiten und mit westlicher Hilfe den Qualifizierungsstand erhöhen - und dann hat sie in sechs Jahren wesentlich bessere Chancen auf Augenhöhe mit Wladimir Wladimirowitsh zu reden. Bis dahin verbleibt mir nur noch die Worte des Genossen Lenin zu zitieren: \"Lernen, Lernen und nochmals Lernen.\" (...tschuldigung für die etwas flaxe Antwort - aber mir war so danach)


Paulsen-Consult 17.09.2012 - 17:07

Cui Bono

Die tendentiöse westliche Berichterstattung gegen Putin ist bekannt.
Die gezielte Demontage der Opposition durch den Kreml allerdings ebenso.
Wir haben mal wieder das Dilemma, dass die Kritik an der westlichen Meinungsmaschine leider nicht zu einer gleichzeitigen Exkulpierung von Wladimir Putin taugt.
Schade.


Uwe Niemeier 17.09.2012 - 16:15

Nun, Herr Eekhof ...

... was gibts meinerseits noch zu ergänzen, zu Ihrem Kommentar? Eigentlich nichts. Sie haben alles wesentliche gesagt.


Holger Eekhof 17.09.2012 - 14:30

Absoluter Reinfall?

Den \"Marsch der Millionen\" als Reinfall zu bezeichnen, ist noch untertrieben... Was in den Augen der Veranstalter wahrscheinlich noch als positiv interpretiert wird: In der Berichterstattung westlicher Medien nahmen diese Demos einen herausragenden Platz ein, alle halbe Stunde als Topthema \"Proteste gegen Putin\" in den Nachrichten. Das damit die Proteste praktisch nur noch als \"überbewertet\" und sogar durch westliche Medien künstlich \"aufgewertet\" gesehen werden, sollte jedem denkenden Menschen bewußt werden. Auch so kann man sich selbst und seinen Protest ad absurdum führen.
Nur zum Vergleich einmal die Zahlen zweier Demonstrationen, einmal im Westen, einmal im sogenannten Osten, beide innerhalb der letzten Woche:

Demonstration \"Marsch der Millionen\", 15.9.2012
Veranstaltungsort: Moskau
Einwohner: 11,55 Mio.
Ziel: \"Flagge zeigen gegen Putin\"
Teilnehmer:
offiziel: ca: 18.000
lt: Veranstalter: 100.000
Berichterstattung in Deutschland: absolute, alle Medien, quasi \"rund um die Uhr\"

dazu im Vergleich:

Demonstration \"Autonomie Katalonien\" 11.9.2012
Veranstaltungsort: Barcelona
Einwohner: 1,6 Mio.
Ziel:\"Für Kataloniens Unabhängigkeit von Spanien\"
Teilnehmer:
offiziell: 1,5 Mio.
lt. Veranstalter: 2,0 Mio.
Berichterstattung in Deutschland:
marginale Randnotizen, noch nicht einmal alle Zeitungen

Als journalistischer Laie darf man sich dann schon fragen, wessen Geistes Kind deutsche - auch staatliche - Medien sind und wem und wessen Interessen sie dienlich sein sollen. Der demokratischen Meinungsbildung offensichtlich nicht.

Und hier noch ein kleiner Tip für die Veranstalter des \"Marsch´s der Millionen\" in Russland: Einfach mal in Barcelona anrufen und nachfragen wie es funktioniert - oder eben mal das Thema wechseln :)


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