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Samstag, 02.12.2006

Polonium ist überall. Mord als Form des Wahlkampfes?

Moskau. Egal, wer die Morde organisierte, die mit Koslow begannen und bislang mit Litwinenko endeten, sie werden als Trumpfkarte im Machtpoker in Russland genutzt. Manches spricht dafür, dass sie noch längst nicht zu Ende sind.

Tatmotive gibt es zuhauf. Die unübliche Tatwaffe hat – möglicherweise auch absichtlich - weltweit verworrene Spuren hinterlassen. Ihre Entwirrung wird lange dauern. Selbst wenn sie schließlich in den Kreml führen sollten, heißt das aber nicht, dass sie bei Putin enden.

Auch aus der Tatsache, dass der KGB im Jahre 1955 den übergelaufenen Agenten Nikolai Chochlow in München mit radioaktivem Thallium im Tee vergiftete, folgt nicht, dass hinter dem Polonium-Einsatz jetzt der KGB-Nachfolger FSB steckt. Eher trifft das Gegenteil zu – ohne dadurch dem FSB einen Persilschein ausstellen zu wollen.

Der Litwinenko-Mord beflügelt die Phantasie. Und es gibt kaum einen Zweifel, dass er von einem Großmeister inszeniert wurde. Die Frage ist nur, von welchem. In Verdacht geraten sind bereits viele. So Kreml und Kremlherr Wladimir Putin aber auch der Kreml-Erzfeind Boris Beresowski. In Frage kämen aber auch der FSB oder selbst der CIA, die sagenumwobene russische Mafia oder auch die Camorra. Die Wirklichkeit ist noch verworrener als die Poloniumspuren, die täglich mehr werden..

Alle Informationen stammen von Geheimdienstmann Scamarella


Bei Russland-Aktuell
• Litwinenko: Polizei überprüft Fußballfans (01.12.2006)
• Litwinenko-Tod: Zwei verstrahlte Flugzeuge gefunden (30.11.2006)
• Litwinenko schmuggelte früher Nuklearmaterial (29.11.2006)
• Litwinenko-Tod: Polonium-Spuren in Beresowskis Büro (28.11.2006)
• Scotland Yard zu Ermittlungen in Moskau erwartet (27.11.2006)
Zentralfigur ist der italienische Geheimdienstexperte Mario Scaramella, der nach seinem Treffen mit dem vielleicht schon vergifteten Litwinenko keine Polonium-Spuren aufwies, einen Monat später aber erstaunlicherweise plötzlich doch als kontaminiert gilt. Scaramella hatte sich am 1.November angeblich mit Litwinenko verabredet, um ihm eine Todesliste zu übergeben, die ihm per E-Mail von dem Litwinenko-Bekannten, Mitarbeiter und Ex-FSB-ler Jewgeni Limarjow (Schreibweise auch Limarev oder Limarew) übermittelt wurde.

Ursprünglich hieß es, diese E-Mail sei aus Russland gekommen. Jetzt berichtet der britische "Guardian", Limarjow lebe in der Schweiz.

Wobei anzumerken wäre, dass in Russland mittlerweile alle Internetprovider ihre Daten regelmäßig zur Kontrolle an den FSB weitergeben.
In dieser E-Mail teilt Limarjow mit, dass die KGB- und FSB-Veteranenorganisation „Ehre und Würde“ ein Mordkomplott gegen Litwinenko, Beresowski, Scaramella und den italienischen Senator Paolo Guzzanti vorbereite. Guzzanti hatte eine Komission geleitet, in der auch Scaramella daran arbeitete, KGB-Aktivitäten in Italien anhand des Archivs des KGB-Überläufers Mitrochin aufzudecken.

Die Gruppe „Ehre und Würde“ unter der Führung des KGB-Obersten Valentin Welitschko sei auch an dem Mord an Politkowskaja beteiligt gewesen, schrieb Limarjow in seiner E-Mail an Scamarella und Litwinenko. Die von Scaramella versprochenen konkreten Informationen über Täter und Hintermänner konnte aber bisher Scottland Yard in dem Schreiben nicht finden.

Anzufügen wäre aber auch, dass Mario Scamarella laut italienischen Presseberichten nicht nur für den italienischen Militärgeheimdienst Sismi, sondern auch für den CIA gearbeitet haben soll. Er galt als Spezialist für Strahlensicherheit und Geheimdienste. In letzter Zeit soll allerdings die italienische Drogenmafia auf ihn Jagd gemacht haben.

KGB-Veteranenorganisation „Ehre und Würde“ rechnet ab?


Limarjow sagt in der von Scaramella inzwischen an Scottland Yard übergebenen E-Mail auch, nach seiner Erkenntnis hätten FSB-Offiziere aus der Gruppe „Ehre und Würde“ in letzter Zeit in vertraulichen Gesprächen mit Kreml-Vertretern oft davon gesprochen, gegen Litwinenko, Beresowski, Guzzanti und Scaramella wegen derer anhaltenden anti-russischen Aktivitäten mit Gewalt vorzugehen.

Allerdings: Alle bis jetzt vorliegenden Informationen, die diese Version unterstützen, stammen aus einem Kreis alter Bekannter um Beresowski und Litwinenko, die damit das untermauern, was sie schon immer behauptet hatten. Das vermindert die Beweiskraft deutlich.

Auch der Ex-FSBler Andrej Lugowoi, der sich ebenfalls am 1.November kurz vor Scaramella noch mit Litwinenko getroffen hatte, stammt aus diesem Kreis.

Dass größere Mengen von Polonium 210 auch in dem Londoner Hotel gefunden wurden, in dem Lugowoi wohnte, beweist deswegen keineswegs, dass Lugowoi dieses transportiert oder Litwinenko in den Tee geschüttet hätte. Oder dass bei diesem Treffen ein oder zwei weitere geheimnisvolle russische Geschäftsmänner (einer von ihnen "Wladimir" mit Namen) dabei waren, ist auch kein Beweis dafür, dass Putin der Drahtzieher von allem ist.

Putin – die Supermacht des Bösen ?


Hilfreich für den Durchblick dürfte es sein, als allererstes das simple Interpretationsmuster abzulegen, nach dem die meisten West-Kommentare in den ersten Tagen nach dem Mord gestrickt waren: wenn nach der kreml-kritischen Journalistin Anna Politkowskaja der kreml-kritische Ex-Geheimdienstler Alexander Litwinenko ermordet wird, dann steckt natürlich Kremlchef Putin dahinter. Und wenn dann auch noch der liberale Kremlkritiker Jegor Gaidar vergiftet wird, dann war es natürlich auch Putin.

Putin ist inzwischen so zu einer Supermacht des Bösen hochstilisiert, dass man ihm sowohl den jüngsten Ohnmachtsanfall von Berlusconi als auch weltweit jede Salmonellenvergiftung irgend eines russischen Duma-Abgeordneten anlasten könnte.

Für Putin gab es keinen Grund, sich die Hände schmutzig zu machen


Im Prinzip sind Staatschefs in aller Welt qua Amt immer alle Schlechtigkeiten zuzutrauen, Putin als Auftraggeber ist aber aus zwei Gründen unwahrscheinlich.
Bei Russland-Aktuell
• Litwinenko, Politkowskaja, der CIA, der FSB und Putin (25.11.2006)
• Fürchtet den Polemik-Hammer! (08.11.2006)
• Petersburger Dialog zum Mord an Politkowskaja (11.10.2006)
• Tausende bei Trauerfeier für Anna Politkowskaja (10.10.2006)
• Ich habe Maschadow ein Ultimatum gestellt (20.08.2003)
Erstens weil Politkowskaja, Litwinenko und auch Gaidar zwar im Westen Gewicht hatten, in Russland aber absolut unbekannt oder politisch bereits völlig unbedeutend waren und darum zweitens Putin überhaupt keinen Grund gehabt hätte, sich ausgerechnet zu seinem Geburtstag oder zum EU-Russland-Gipfel die Hände schmutzig zu machen.

Putin hat immer noch Zustimmungsraten von 60 Prozent, während die Liberalen den Sprung ins Parlament wieder verfehlen würden, wenn morgen Wahltag wäre.

Beresowski will den gewaltsamen Umsturz


Die Argumentation mit dem politischen Schaden für Putin spricht eher deutlich für die Version, dass der große Kombinator Boris Beresowski oder andere finstere Mächte im Westen hier Regie führen. Schliesslich hat Beresowski bereits im Februar 2006 Jahr ganz offen zum bewaffneten Kampf und gewaltsamen Umsturz in Russland aufgerufen, ohne dass dies in Westeuropa größere Empörung ausgelöst hätte.

Bei Russland-Aktuell
• Russland Zitat: Exil-Streit um bewaffneten Umsturz (17.02.2006)
Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass diese finsteren Mächte auch in Russland selbst sitzen könnten. Und ebenfalls nicht, dass die „Finstermänner“ aus dem Westen und dem Osten gemeinsame Sache machen könnten.

Die finsteren Mächte in Russland selbst


Schon nach dem Mord an Politkowskaja wurde in Kreisen, die Putin nahe stehen, hinter vorgehaltener Hand darüber gesprochen, dass der politische Effekt dieses Mordes der Geheimdienstfraktion an der Staatsspitze nütze, die seit einiger Zeit verschärft Front gegen die Wirtschaftsliberalen im Kreml mache. Igor Setschin und Viktor Iwanow gegen Dmitri Medwedjew und Wladislaw Surkow? Wobei Putin bisher über den „Fraktionen“ steht.

Eine allgemeine Eskalations- und Konfrontationsstrategie könnte nach dieser Theorie der „Schwarzen Fraktion“ im Kreml helfen, die eigenen politischen und wirtschaftlichen Pfründe zu sichern und notfalls auch die Parlaments- und Präsidentenwahlen in Russland auszuhebeln.

Bei Russland-Aktuell
• Vize-Zentralbankchef Russlands bei Anschlag getötet (14.09.2006)
• Mord an Zentralbank-Vize Koslow fast aufgeklärt (16.10.2006)
Daraus würde folgen, dass Mord Teil einer politischen Strategie sein könnte. Das könnte bedeuten, dass möglicherweise auch der Mord an dem Vizezentralbankchef Andrej Koslow zu einer Serie gehört, die mit dem Tod Litwinenkos noch längst nicht zu Ende wäre, sondern weiter fortsetzt würde.

Das Szenario “Kriegszustand” - Statt einer Doppelspirale DNS eine Doppelspirale KGB


So schreibt zum Beispiel auch der „Kommersant“, der bis vor kurzem Beresowski gehörte, die die Mordserie könnte weitergehen.

«Wie wäre es mit (dem tschetschenischen Regierungschef) Ramsan Kadyrow? Das könnte man den Extremisten in die Schuhe schieben, und das entstehende blutige Chaos wäre ein guter Vorwand, den Kriegszustand zu verhängen.

Und schließlich eine ganz exotische Variante. … Denn die Aufgabe dieser Struktur (der russischen Geheimdienste – R-A.) ist es ja nicht, Putins Macht zu erhalten. Es geht um Selbsterhalt. Putin ist nur ein Element in jenem erstaunlichen Mikroorganismus, der statt einer Doppelspirale DNS eine Doppelspirale KGB aufweist. Und wenn dieses Element altert oder davon träumt, in Ruhe auf einer Jacht durchs Mittelmeer zu schippern, dann tötet das Virus den einen Körper und siedelt sich in einem neuen an.»

Die Finstermänner aus dem Westen und dem Osten könnten gemeinsame Sache machen


Anhänger dieser Theorie scheint auch der RAO EES-Chef Anatoli Tschubais zu sein, der gleich nach der Vergiftung seines liberalen Mitstreiters Jegor Gaidars erklärte, das alles nütze nur denen, die einen gewaltsamen Machtwechsel im Kreml erreichen wollen. Auch der im Herbst erschossene Zentralbankvize Andrej Koslow gehörte übrigens zum weiteren Kreis um Gaidar und Tschubais.

Bei Russland-Aktuell
• Ex-Oberst wegen Tschubais-Attentat verhaftet (18.03.2005)
• Noch ein Vergiftungsfall: Jegor Gaidar in Irland (29.11.2006)
• Prozess gegen Tschubais-Attentäter beginnt (17.10.2006)
• Tschubais-Anschlag vorgetäuscht? (12.05.2005)
Auf Tschubais selbst war vor zwei Jahren ein missglücktes Attentat verübt worden, das auch Geheimdienstlern angelastet wurde. Woraus allerdings keinesfalls gefolgert werden kann, dass im Angesicht der Gefahr jetzt Anatoli Tschubais und Boris Beresowski ihre alte Feindschaft vergessen würden. Die Aussage „das nützt nur denen, die einen gewaltsamen Machtwechsel wollen“ kann genauso gut auch gegen Beresowski gemünzt sein.

Auch wenn jetzt die Generalstaatsanwaltschaft und Verteidigungsminister Sergej Iwanow versprechen, Scottland Yard bei den Ermittlungen zu helfen, scheint es angesichts der „Jeder-gegen-jeden“-Situation in Russland ziemlich ausgeschlossen zu sein, dass die Morde aufgeklärt werden, egal ob die Auftraggeber und Drahtzieher der jetzigen Mordserie im Osten oder im Westen sitzen.

Politischer Mord als höchste Form des Präsidentenwahlkampfes


Sicher ist aber, dass sie – egal von wem auch immer sie organisiert wurden – als politische Trumpfkarten im russischen Machtpoker genutzt werden. Politischer Mord als höchste Form des Präsidentenwahlkampfes, der eigentlich erst 2008 beginnt. Und sei es auch nur, um den Wahlkampf abzuschaffen. Und ebenso sicher ist darum leider auch noch, dass die spektakuläre Mordserie weiter gehen wird. Alleine diese dunkle Ahnung, die viele in Russland beschleicht, ist bereits ein politischer Faktor.

Drei Morde, die Russland nicht erschütterten


Wobei als Letztes aber auf jeden Fall auch noch zu konstatieren wäre, dass der Tod von Andrej Koslow, Anna Politkowskaja und Alexander Liwinenko oder auch die Vergiftung von Jegor Gaidar Russland bisher keineswegs bis auf die Grundfesten erschüttert haben.

Koslow (der u.a. während der Rubelabwertung 1998 kräftig verdient hatte) und Gaidar (der zusammen mit Tschubais die Privatisierung des Staatsvermögens organisierte) waren und sind so sehr Haßfiguren für die große Mehrheit der Bevölkerung, dass ihr Unglück kaum auf Mitleid stößt.

So wie auch Morde an anderen Vertretern der neureichen Wirtschaftselite von der Bevölkerungsmehrheit eher als deren natürliches Berufsrisiko und als eine besondere Form der Marktwirtschaft in neurussischer Ausprägung betrachtet werden.

Gisbert Mrozek (gim/.rufo)


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