Mittwoch, 11.01.2012
Kirows Gouverneur kontert die Kritik von Premier PutinKirow. Russlands Premier Wladimir Putin hat Nikita Belych, den Gouverneur von Kirow, wegen seines Urlaubs während eines Tarifstreits in der Region öffentlich scharf kritisiert. Doch der Gouverneur kontert die Kopfwäsche des Premiers.
|
|
Guter Zar, schlechte Bojaren: Diese Taktik hat sich in Russland seit Jahrhunderten bewährt und so übt sich auch Premier Wladimir Putin im traditionellen Beamten-Bashing, um sein Rating zu erhöhen.
|
Auf einer Regierungssitzung brachte der Regierungschef überraschend das Thema Tariferhöhungen zur Sprache. Dabei kritisierte er, dass in Nowowjatsk, einem Stadtteil der Großstadt Kirow der Tarif für die Heißwasserversorgung um 40 Prozent gestiegen sei. "Verfolgt die Führung solche Sachen nicht, oder was?", fragte Putin den von Kirow entsandten Vize-Gouverneur Alexej Kusnezow.
Als dieser keine Antwort wusste, weil er für das Thema nicht zuständig ist (Kusnezow kontrolliert die Effizienz der Kirower Gebietsregierung, eigentlich war Effizienzkontrolle auch das Thema der Regierungssitzung), erinnerte sich Putin an Gouverneur Belych:
|
"Wo ist Belych? Wo ist der Gouverneur", fragte er. Auf die Antwort, Belych sei noch im Urlaub, gab es den nächsten Einlauf: "Welchen Tag haben wir heute? Den 10., ein Arbeitstag! Schicken Sie ihm bitte ein Signal. Er soll seinen Urlaub beenden und zur Arbeit kommen. Man muss arbeiten. Es ist Zeit für alle, wieder zur Arbeit zu gehen", sagte der Premier vor laufenden Kameras.
|
Belych jedoch kontert: Sein Urlaub sei rechtzeitig eingereicht worden. Präsident Medwedew habe ihn genehmigt. "Dass der Regierungsapparat davon nichts weiß, ist sein Problem", erklärte Belych.
|
Zudem verwies der liberale Politiker darauf, dass das Problem bereits vor der Sitzung gelöst worden sei. Die zunächst von der Wohnungsverwaltung verschickten falschen, weil zu hohen Rechnungen, seien bereits korrigiert worden, erklärte Belych.
|
Zuletzt betonte Belych, dass er bereits vom 2. bis 6. Januar im Dienst gewesen sei und in den vergangenen drei Jahren über 130 Tage Urlaub ungenutzt habe verstreichen lassen. Er nutze also seinen Urlaubsanspruch nicht über Gebühr, konterte er die Kritik des Premiers.
|
Die Auseinandersetzung ist speziell vor dem Hintergrund interessant, dass Putin bei den Präsidentenwahlen im März antritt. In Kirow hatte Einiges Russland, die Partei, die Putin anführt, mit 34 Prozent eins der landesweit schlechtesten Ergebnisse eingefahren.
|
Da Belych als einer der wenigen Gouverneure allerdings nicht der Kremlpartei angehört, konnte er für das schlechte Ergebnis nicht zur Rechenschaft gezogen werden. Andere Gouverneure hingegen mussten nach dem Wahldesaster zurücktreten.
|
|
|
Leser-Kommentare zu diesem Artikel (und Kommentare zu Kommentaren): ↓
Schreiben Sie Ihren eigenen Kommentar, nachdem Sie sich hier unten für Kommentare neu registriert haben. Sie können hier oder im Forum (www.forum.aktuell.ru) mitdiskutieren.
Bisher gibt es zu diesem Artikel noch keine Leserkommentare
Überblick aller Leserkommentare zu allen Artikeln >>>