Dienstag, 12.02.2013
Akademie der Wissenschaften verschärft Plagiats-JagdMoskau. Es sind keine Namen vom Kaliber Schavan oder Guttenberg aber auch in Russlands akademischen Kreisen wird jetzt verschärft nach Plagiaten und Fälschungen in Doktorarbeiten gesucht. In zehn ersten Fällen wurden jetzt Doktortitel annulliert.
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Die oberste Attestations-Kommission der Akademie der Wissenschaften, die in Russland die Zuerkennung von Doktor- und Professorentiteln zu bestätigten hat, beschäftigt sich nun erstmals zielgerichtet mit der Aberkennung von Titeln: Bei einer gestrigen Sitzung des Expertenrates des Gremiums wurde in zehn von elf geprüften Verdachtsfällen auf eine Annullierung der damit verbundenen Titel entschieden.
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Prominentestes Opfer der Titelaberkennung ist der ehemalige Direktor der Kolmogorow-Physik- und Mathematikschule an der Moskauer Staatsuniversität MGU: Andrej Andrijanow, ein früherer Leiter des Studenten-Beirates der Uni, hatte die Leitung der Schule übernommen, nachdem die Studenten-Organisation in den Putin-Wahlverein Vereinigte Volksfront eingetreten war.
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Doch die Ernennung stieß auf Widerwillen unter Absolventen der renommierten Mathe-Schule: Sie bezeichneten Andrijanow als nicht kompetent.
Besonderen Verdacht erweckte der Umstand, dass der studierte Chemiker eine Dissertation in Geschichte vorgelegt haben soll, schreibt heute der Kommersant. Bei der Prüfung der Arbeit stießen die Kritiker dann auf Querverweise auf angebliche Veröffentlichungen des Autors in nicht existierenden wissenschaftlichen Zeitschriften.
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Andrijanow war nach Bekanntwerden der Vorwürfe von seinem Posten zurückgetreten, bestritt aber, bei seiner Dissertation geschummelt zu haben.
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In den anderen jetzt nachträglich geprüften Dissertationen stießen die Prüfer unter anderem auch auf gefälschte Hochschulzeugnisse und die aus den deutschen Promi-Fällen bekannten Plagiate. Beliebt ist auch das Zitieren von nicht existierenden Quellen.
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Heute wurde Wladimir Filippow, der bisherige Vize-Vorsitzende des Attestations-Gremiums von Premier Dmitri Medwedew zum Vorsitzenden ernannt. Filippow kündige an, dass noch einige Dutzend früher anerkannter Doktorarbeiten zur nachträglichen Prüfung anstünden. Medwedew hatte erst vor wenigen Tagen die "jedes erdenkliche Maß" übersteigende Zahl getürkter wissenschaftlicher Arbeiten in Russland beklagt und Gegenmaßnahmen angekündigt.
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Filippows Vorgänger Felix Schamchalow war ebenfalls über einen Skandal gestolpert allerdings nicht akademischer, sondern krimineller Art: Er wurde wegen des Verdachts der Unterschlagung von 350 Mio. Rubel (ca. 9 Mio Euro) Kreditmitteln für ein Bauprojekt verhaftet.
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