Donnerstag, 13.09.2007
Mißhandelter Rekrut Sytschow will in die Duma
Moskau. Der mißhandelte Rekrut Andrej Sytschow will bei den Duma-Wahlen im Dezember dieses Jahres für die Partei „Sojus pravych sil“ (SPS, Verband der rechten Kräfte) antreten. Er begründet seinen Entschluss mit einer persönlichen, offenen Rechnung mit dem Präsidentschaftskandidaten Sergej Iwanow. Er wolle Iwanow bei den Duma-Sitzungen in die Augen schauen.
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Sytschow geht davon aus, dass Vizepremier Iwanow das Rennen bei den Präsidentschaftswahlen im März kommenden Jahres machen wird. Vor seiner Ernennung zum Vizepremier war der Politiker russischer Verteidigungsminister.
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Will ihm in die Augen schauen
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„Man kann im Rollstuhl vor dem Fernseher sitzen und die Fäuste ballen aus Hilflosigkeit und Hass. Oder man kann sich selbst verteidigen“, schreibt Sytschow auf seiner Homepage. „Und aus diesem Grund muss ich in die Duma. Ich muss dorthin, wie sonst niemand. Ich habe mit diesem Menschen (Sergej Iwanow) eine offene Rechnung zu begleichen. Ich will mich nicht rächen, ich will ihn strafen und die anderen beschützen. Ich will ihm in die Augen sehen und ich will, dass das ganze Land unsere verbale Auseinandersetzung sehen kann und versteht, was das für ein Mensch ist.“
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In die Amtszeit von Verteidigungsminister Iwanow fällt die Mißhandlung des Rekruten Sytschow in der Neujahrsnacht 2006/2007. Sein Vorgesetzter Alexander Siwjakow hatte den jungen Mann gezwungen, stundenlang in der Kälte in der Hocke zu verharren. In der Folge hatten sich bei Sytschow Trombosen gebildet und im Krankenhaus mussten ihm schließlich beide Beine und die Genitalien amputiert werden.
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Dedowschtschina fordert tausende Tote
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Siwjakow, der sich vor Gericht als nicht schuldig bezeichnete, wurde zu vier Jahren Haft verurteilt.
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Die Mißhandlung von Rekruten in der russischen Armee ist bis heute ein ernstes Problem. Erst Ende August wurden der Kommandeur des Weltraumbahnhofs Plessezk und mehrere Offiziere unehrenhaft entlassen, nachdem die Offiziere einen Rekruten erschlagen hatten.
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Jährlich fallen der Mißhandlung oder „Dedowschtschina“ mehrere tausend Menschen zum Opfer. Anfang der 90er Jahre waren es nach Auskunft des Komitees der Soldatenmütter 7.000 Soldaten jährlich.
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Boris Nemzow aus dem Parteivorstand der SPS hält die Kandidatur Sytschows für die richtige Antwort auf die mögliche Präsidentschaft Iwanows.
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Auch russische Politologen glauben, dass Sytschows Kandidatur für die Duma der Partei enormen Auftrieb geben könnte. Sie würde so zu der Alternative für alle Regierungsgegner, die gegen die Putin-Partei Jedinaja Rossija stimmen wollten.
(cj/.rufo/Moskau)
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